[NOMAD] - Des Richters unverheiratete Enkelin

  • [Nomad]



    Hetal zog weiter mit seinem mobilen Larazett. Er musste bald in das Gebiet von Alvin Valkenheizer kommen. Die Valkenheizers waren ein Stamm, welche sich ein Stück Land annektiert hatten. Nunja, was heisst annektiert? Es war wohl schon das seit Generationen in Valkenheizers Hand. Er erinnerte sich, dass der Richter bei einer ihrer Begegnungen sagte, dass sein Vorfahre von einem Bänker veräppelt wurde. Hetal konnte aus der Ferne beobachten, wie eine Gruppe Streetkids grade in den Bonestripper raste und hingerichtet wurde. Was sie wohl angestellt hatten? Auf diesem Land kann es schon genügen zu schnell zu fahren. Er hörte leise die Musik, die hier Tag und Nacht gespielt wurde, sah das Glühen des schwelenden Mienenbrandes und den ganzen Schrott herumliegen.



    Das erste mal wurde Hetal von einem Polizisten aufgegriffen. Da er keinen Ärger wollte, kam er einfach mit.


    Hetal war beeindruckt von diesem Haus und seinen ganzen technischen Spielereien.


    Er wurde vor den uralten Richter gefühlt.


    "So du bist also ein Kuhhirte? Dir sollte bekannt sein, dass du deine Kühe nicht einfach bei uns weiden lassen kannst, wenn du kein Resident in Valkenvania bist."


    Hetal musste sehr genau hinhören, denn der Richter sprach mit einem sehr ländlichen Dialekt und nutzte außerdem veraltete Worte.


    "Nein, ich bin kein Kuhhirte. Ich bin nur ein umherziehender Arzt und die beiden transporiteren mein mobiles Lazarett."


    "Arzt bist du also, woher kommst du? Du siehst aus wie ein Indianer."


    "Ich bin Inder und...."


    "Sag ich doch, Indianer. Von welchem Stamm bist du denn?"


    Hetal merkte, dass Diskussionen sinnlos sind. Dieser Mann schien nichts jenseits dieses Landes zu kennen.


    "Ähm...vom Stamm der Sadhu."


    "Sadhu....Sadhu....sagt mir nichts, also bist du Medizinmann? Na, die können auch was. Ich hab da so ein schmerzhaftes Furunkel, das quält mich schon seit Tagen, aber hier kannst du ewig auf nen Arzt warten."


    "Ich kann mir das gerne ansehen, Herr Richter."


    Hetal wurde in sein Zimmer geführt und sah sich das Furunkel an. Es war ein kleiner Schnitt und er desinfizierte es. "Es könnte jetzt ein bißchen brennen." "Ach, ich war im Krieg, ich hab schon ganz andere Sachen durch, mein Sohn." Hetal versorge die Wunde.


    Das Zimmer wurde von einer sehr dicken Frau betreten. Der Richter lächelte sie an. "Das ist meine Enkelin. Sie ist Mechanikerin, also kann sich ihre Brötchen selbst verdienen. Sie ist noch auf der Suche nach einem Ehemann. Heutzutage ist man ja kulturell offener und ich habe nichts gegen einen Indianer als Schwiegersohn."


    Die Enkelin lächelte Hetal an. "Ähm...das ist sehr nett, aber ich bin Priester." Hetal hoffte, er würde nicht weiterfragen. "Ach, Priester bist du? Ich dachte du bist Medizinmann. "


    Hetal antwortete:"Nun...ja ich bin Priester und....Medizinmann." Hoffentlich will er mich jetzt nicht zu irgendeiner Strömung des Christentums überreden."Na wärste mal lieber Protestant geworden, dann könnteste auch heiraten, aber vielleicht ist es doch besser, wenn sie einen Amerikaner und keinen Indianer heiratet. Wenn man bedenkt wie das Kind aussehen wird..nee entschuldige, Junge, aber ich glaube das lassen wir doch besser." Hetal ersparte ihm die Details seiner Weihung und lächelte nur höflich. "Ich bin mir sicher, sie findet den einen besonderen." Der Richter stand auf. "Ich stelle dir jetzt ein Dokument aus, dann kannst du jederzeit deine Kühe hier weiden lassen und hast keine Probleme mehr, wenn dich einer meiner Cops aufgreift. Außerdem tragen wir so zum Erhalt der Kultur der Indianer bei. Ich könnte dir auch ein kleines Stück Land geben, dass dir und deinem Stamm als Reservoir dienen könnte. Damit könnte ich Fördergelder vom Staat bekommen. Übrigens interessante Kriegsbemalung hat dein Stamm."

    Hetal erklärte sich einverstanden. Er merkte es hatte keinen Sinn ihm den Unterschied zwischen Ureinwohner, die er scheinbar Indianer nennt und Inder zu erklären und was die Zeichen auf seiner Stirn wirklich bedeuteten.. aber vielleicht ließe sich irgendwas mit dem Land anstellen...zumal er ja jetzt auch einen guten Corpo Kontakt hatte. Ein Krankenhaus? Das geschützt wäre? Man müsste sehen....


    Hetal fühlte nach dem Dokument in seiner Tasche. Es enthielt das Siegel des Richters. "Der ehrenwerte Richter Alvin Valkenheizer für das Bezirksgericht Valkenvania erlaubt hiermit dem Indianer und Medizinmann Hetal vom Stamme der Sadhu sein Rind jederzeit im Staate Valkenvania weiden zu lassen und seinen Stamm der Sadhu in das angegebene Stück Land zu führen."

    I am putting myself to the fullest possible use, which is all I think that any conscious entity can ever hope to do.

    (HAL9000 :hal9000: )



    Everyone needs a bucket 🪣 <3

  • Alvin Valkenheizer - Nomad



    Alvin Valkenheizer, früherer staatlicher Richter, gebürtiger Nomad ging gedankenverloren am Rand seines Gebietes entlang. Er dachte an seine Kindheit, die vielen Reisen, die ungerechte Behandlung in den Corpobereichen und seine naive Idee als Richter Gerechtigkeit bringen zu können.

    Vor ihm lagen die grauen Felsen, die er mit zwanzig Meter langen Stangen im Boden hatte montieren lassen, nachdem der Landhai der Corpo aus dem Norden sie verlegen lassen hatte. Um die Entfernung weiter in dessen Gebiet, das er von ihm zu stehlen versucht hatte. Einundzwanzig Steine mit grobporiger Oberfläche. Drei in der Größe eines Mannes, vier so groß wie die Wolfshunde dieser Gegend und die restlichen Kleinen, die seither anders lagen. Alvin ärgerte sich, dass sich wirklich niemand an die genaue Anordnung erinnerte. Nächte Woche würde es erneut ein Thema auf dem Treffen mit den umliegenden Nomadstämmen werden. Vielleicht wäre es einfach eine neue Anordnung zu bestimmen. Die Pflanzen wuchsen in den noch deutlich zu erkennenden Schleifspuren. Die Löcher des früheren Standortes waren mit der Erde des neuen aufgefüllt worden. Entgegen dem, was dieser nervige Junge aus dem Talland meinte, war die Pflanzendecke angewachsen und nicht vertrocknet.

    Alvin schnaubte zufrieden. Besonders, weil er damit gegen dieses halbe Kind, ohne Lebenserfahrung Recht behalten hatte, freute ihn dieser Umstand.

    „Hallo Richter!“ rief eine beinah dürre Frau ,die in dem Jahr geboren war in dem er aus den Konzernen zurückgekehrt war.

    „Kleine Betty.“ Alvin breitete die Arme aus. Sie respektierte den Richter und das Alter. Geduldig ließ sie sich wie ein Kind umarmen und in die Wange kneifen. „Dünn bist du.“

    „Seit dem Fieber nehme ich nicht zu. Wer weiß was dieser Arzt uns verkauft hat.“

    „Du solltest den Medizinmann aufsuchen. Er ist gut und einer von uns.“ Alvin ging weiter Richtung dieser Blumen, die im Frühjahr einen weiß-grünen Teppich bildeten, um im Sommer von der Hitze verbrannt zu werden. Er nötigte die junge Frau somit, ihn etwas zu begleiten.

    „Ich gab ihm etwas von unserem Land. Nun bekommen wir von den Corpo Geld, weil wir einem Indianerstamm helfen. Das war klug und vorausschauend von mir. Dabei war ich gegen diese übertrieben Schutzgesetzte. Nun darf unser Land nicht angegriffen werden.

    Ich erinnere mich noch gut.“

    Betty wollte keine alte Geschichte hören bei denen sich eine Corpo ein-, frei-, oder irgendetwas kaufte. „Ich muss noch das Gemüse gießen. Erzählen Sie mir doch ein anderes Mal davon, Richter.“

    „Du bist immer so ein fleißiges Mädchen. Schade, dass ich eine Enkelin, und keinen Enkel habe.“

    „Bis später, Richter.“

    „Sei nicht immer alleine so nah an der Grenze. Du bist zu hübsch.“

    „Ja, Richter.“ Die Wege der Beiden trennten sich. Betty wartete bei den Grenzsteinen bis sie sicher war, Alvin würde sich nicht erneut umdrehen um ihr zu winken, bevor sie dem umgepflanzten Gras etwas Wasser gab. Es wäre nicht gut, wenn ihnen dieser rückstahl wegen ein paar vertrockneten Grünpflanzen nachgewiesen werden konnte. Sie mochte, dass sie von der neuen Grenze aus die Lichter von Night City sehen konnte.


    Unter Alvins Füßen gab der vertrocknete Pflanzenteppich ein Geräusch, das Knirschen ähnelte. Er fragte sich, wie es hier vor der Massenrodung ausgesehen haben mochte. Ihre vier Bäume wuchsen an. Unter dem Schatten der von Wind und Sand geschundenen Blätter standen noch einige dieser Pflanzen. Die weißen Blüten änderten ihre Farbe. In welche war noch nicht zu benennen.

    „Ob ihr euch wirklich beginnt selbst zu vermehren?“ fragte Alvin die Pflanzen, die ihn in diesem Jahr das erste Mal überragten. Das würden sie auch noch ohne Blätter.


    Wenige Meter weiter erkannte er den Fluss, in dem vor einem Jahr etwas geschwommen war. Das sagen die Kinder, die hier immer Schatzjäger spielten. Selbst wenn es ein Fisch gewesen war der die Metalle, durch die über die Jahrzehnte bunte Ablagerungen an allem anhafteten was nicht verrotten konnte, die scharfen, schweren, oder strahlenden Abfälle der Stadt oder die hungrigen Tiere überlebt hatte, so war er, dessen war Alvin sicher, nur ein entsorgtes Haustier gewesen.

    Fische. Alvin seufzte wehmütig. Seine Urgroßeltern kannten noch wilde Fische. Sie erzählten von Fröschen und Echsen. Die langen Tiere mit ihren kaum zählbaren Beinen gab es glücklicherweise noch. Auch wenn in dieser Gegend nur in seinem Haus und vereinzelt im Gemüsebeet.

    Damals waren sie empfindliche kleine Dinger gewesen mit denen seine Eltern die Essbarkeit von Pflanzen testeten. Heute gab es kaum etwas, dass ihnen schaden konnte. Kein Gift, kein Schwermetall, kein Vogelschnabel. Ihre Panzer gaben einen guten leichten Schutz. Leider gab es zu wenige um die Überreste der Häutung breit zu nutzen. Alvin nickte zu dem Gedanken, den er noch nicht begonnen hatte. Vielleicht war es so auch besser. Wer weiß ob sie nicht auch von dieser Krankheit, Gier, befallen würden.


    Alvin atmete durch. Er setzte sich auf etwas, das vor Zweihundert Jahren ein modernes teures Auto gewesen war. Ein Sondermodell. Es gab drei Stück, von denen nur eines verkauft werden konnte. Dafür war noch von allem genug da um sich etwas auszuruhen. Alvin sah in den Himmel voller grauer Schönwetterwolken.

    Wie oft hatte er das in der Zeit, während der er in der Stadt lebte, vermisst. Der Himmel über ihm. Nichts dazwischen. Gleich in welche Richtung er sah, keine Mauern mit Graffiti, Leuchtwerbung, verkehrsregelnde Straßenlichter oder Lautsprecher, die einem den Kaufwunsch suggestierten. Nicht zu vergessen die sichtraubenden Hochhäuser. Hier war der Mensch frei. Wirklich frei, nicht diese Freiheit der Streetkids. Diese Gauner, die meinten sie wären frei. Dabei waren sie Fußabtreter, Müllentsorger und Geldquellen die im Gegensatz zu Corpomitarbeitern kaputt gemacht werden durften.

    Ja. So lautete das Gesetz, dass eigentlich sinnlos war, weil die Medtechcorpo sich ihre Testpersonen ebenso gut kaufen konnte. Dieses Gesetz wurde eingeführt, weil sich ein Gangboss angepisst fühlte, weil seinem Sohn ein experimetelles Mittel gegen Kopfschmerzen verkauft worden war. -Verkauft- stand in jedem der Sätze im Anführungszeichen. In der Konzerndefinition stand, dass dieses Medikament gegen eine Verpackungsgebühr verschenkt wurde. Somit waren sie nach den Gesetzen unschuldig jeder Straftat gewesen.

    Der Medtechcorpo Chef legte für das Gesetz eine Summe auf den Tisch, der fünf Jahresgehalten eines Richters entsprach und ein Befürwortungsschreiben des Präsidenten. Da Streetkids nur die schmutzigeren Verbrecher waren, nutzte er die Gelegenheit wenigstens etwas Gerechtigkeit zu bringen. Ein, wie er damals dachte, Anfang.

    In den Badlands wurden Habgierige zum Verhungern ausgesetzt. In tiefe Löcher, angekettet an einem Baum, oder dort wo es in dem jeweiligen Gebiet am einfachsten war.

    Die Ausformulierung und erfolgreiche Einführung des Umssetzungskataloges hatte ihm damals in jungen Jahren eine Beförderung ins höchste Richteramt gebracht. In eine Position, in der seine letzten Illusionen je Gerechtigkeit bringen zu können, innerhalb von wenigen Jahren vollständig verschwanden. Sie waren in einem Meer aus unaufhaltsamer Korruption und Gesetzesanpassungen zu Gunsten des Einflussreichsten ersoffen.

    Die ehrlich arbeitenden Menschen, die nur meinten für keine Corpo zu arbeiten waren noch durch die alten Gesetze geschützt. Sie durften nichtmal mit fragwürdigen Medikamenten behandelt werden ohne zuvor die Arbeit eines Testers zu beginnen.

    Aufgrund dieser zu Zeiten seiner Großeltern noch freiwilligen Versuchspersonen erhielten die Corpos den schlechten Ruf ihre Mitarbeiter skrupellos auszunutzen. Dem war zwar nicht so. Sie taten jedoch genug Anderes um diesen schlechten Ruf verdient zu haben.


    Alvin riss sich von den Erinnerungen los. Er schlich mehr als das er ging. Er war müde. Das plötzliche laute Geräusch ließ ihn nicht zucken. Genau genommen zuckte nur noch ein Mann dieser Gegend sobald das Feuer beim Schrottplatz über den Kohlevorkommen ein austretendes Gas explosionsartig verpuffte. Der Idiot, der die Ruine bei den, für ihren Steinschlag bekannten, Steilwänden langfristig gemietet hatte. Dieser Mann war ein Aussteiger, der wer weiß wie viele tausend Mitarbeiter im Stich gelassen hatte. Er würde es wahrlich verdienen den Kopf von einen Stein blutig geschlagen zu bekommen.

    Wenigstens verbrannte er seit einigen Wochen nur noch vor dem Haus. Oft etwas zu nah an dem kleinen Zitronenbaum. Alvin sorgte sich um diese seltene Pflanze.

    Dieser Earnest Daimler war der Einzige den Alvin kannte, der sich etwas darauf einbildete sich Wohnrecht gekauft zu haben. Wenigstens hatte er die ersten siebzehn Monate Miete sofort bezahlt.

    Alvin sah den beinah leuchtenden Baum in der Ferne.

    Siebzehn Monate. Keiner, der darüber sprach, gab dem Mann mehr als acht Monate. Nur sein Großneffe setzte sich einen Termin in den Kalender um pünktlich die nächste Miete einzuholen. Alvin versuchte sich zu erinnern wann Mieteintreibungen Aufgabe der Polizei geworden war.


    Wie meistens, sobald das strahlende Gelb zwanzig Schritte in seinem Sichtfeld gelegen hatte, änderte Alvin seine Richtung gen kalkige Felswand. Diese Felswand war der Rest eines alten Gebäudes in dessen Winkel sich Staub und andere vom Wind transportierbare Sachen gefangen hatten. Über die Jahre begannen dort Pflanzen zu wachsen. Die Ältesten dieser Gegend erzählten davon wie der frühere Hausbesitzer eine Plane über den Schutt legte und diese mit Kies beschwerte. Während der Mann seine, „warum auch immer durchgeführte, Arbeit“ zufrieden betrachtet hatte, fiel von Oben ein Pulver auf das was „Gegen das Unkraut“ helfen sollte. Der Mann erstickte während seine ungeschützte Haut begann Verätzungsspuren zu zeigen. Das damals wurde mit „war nicht schön anzusehen“ zusammengefasst.

    Alvin erinnerte sich, dass er nachlesen wollte was Unkraut war. Wenn es schnell wächst, könnte es eine alternative Nahrungsquelle darstellen. Nur dann würden sie dieses kalkfarbende Zeug an dem die Vögel und Nagetiere verreckten entfernen um zu sehen ob das Unkraut noch zu retten sei.

    Vielleicht würde er es heute bis zu Hause nicht vergessen haben. Ein Schatten hob im Alarmstart von der kalkigen Felswand, die eigentlich kalige Felswand heißen müsste, ab. Der Vogel geriet ins Trudeln und stürzte hinab. Sofort näherte sich ein weiteres Tier. Alvin ordnete die Gestalt einem Fuchs zu. Dieses Tier würde den Kadaverfraß überleben. Dennoch würde kein Mensch dieser Gegend der Erste sein, der eines diese Qualvoll verreckten Tiere essen würde. Nicht bevor ihm ansonsten zu verhungern sicher wäre. Der Vogel hatte richtig Glück gehabt vom Fuchs erwischt worden zu sein. So war er ohne den üblichen Todestanz krepiert.

    Bei sich dachte Alvin daran, ob einer der jungen Leute Earnest Daimler dazu bringen würde den Vorkoster zu machen.

    Er selbst war einmal dort gewesen und hatte zu husten begonnen. Seine Lungen brannten noch Wochen danach. Er hatte mit Fieber im Bett gelegen und wohl eine Lungenentzündung gehabt.

    Eindeutig ein Vorteil am festen Wohnsitz.

    Als er selbst noch über kein Fahrzeug hinweg sehen konnte war sein bester Freund, damals der Einzige andere Junge in seinem Alter, an einer Lungenentzündung gestorben. „Leben beginnt, Leben endet.“ sagte seine Mutter immer wenn er traurig werden wollte.

    Sie lebte mit Sicherheit nichtmehr. Er war ihr nach seinem Studium, kurz vor seinem Amtantritt das letzte Mal begegnet. Ihr Haar war damals so grau wie seines heute. Er kaufte ihr das, was sie ansonsten hätte stehlen müssen. Sie verabschiedete ihm mit einem Kuss und dem Wunsch, dass sich all seine wahren Träume erfüllen werden.

    Sein erster Vorgesetzter war damals auch in dem Geschäft gewesen.


    Alvin ging auf die Hütte des Einzelgängers zu. Seine Erinnerungen flossen weiter.



    Sein erster Tag als Richter. Dem offiziellen Allerlei folgte eine Einladung zum Abendessen. Neidische Blicke verfolgten ihn. So lange dieser Tag auch zurück lag, Alvin erinnerte sich genau. An den Kunststofftisch in Holzoptik. An das Fenster mit dem Abdruckes des Vogels den er bei ihrer Ankunft tot im Gras gesehen hatte, das Lied ohne jeden Rhythmus und den Duft von Raumduftspay. „Tanne“ hatte auf der Verpackung gestanden. Künstlicher Tannenholzgeruch. Er wusste wie wenig dieser Duft auch nur irgendeinem Baum glich.

    „Warum?“

    „Warum was?“

    „Jedes Verbrechen wird aufgedeckt.“

    Alvins Augen weiteten sich vor Bewunderung. „Ich war ungeduldig.“ sein Mentor starrte ihn ungeduldig an. „Woher wussten Sie davon? Nichteinmal Oma hat gewusst wer das Ei aus dem Topf genommen hatte.“

    Der Ältere begann herzhaft zu lachen. „Ich habe gesehen, wie Sie dieser Nomad Vorräte verschafft haben.“

    „Das ist gegen kein Gesetz.

    Gegen das Gesetz wäre es gewesen, wenn der Geschäftsinhaber an sie verkauft hätte.

    Gegen das Gesetz wäre es, wenn sie gestohlen hätte. Das tat sie noch nie.“

    „So.“

    „Nicht diese Abfälligkeit. Nicht jeder Nomadstamm stiehlt, wenn ihnen keiner etwas verkauft.“

    „Würden Sie dafür ihre Karriere setzen?“

    „Weisen Sie oder einem ihres Stammes ein Verbrechen nach, dass in dieser Stadt erfolgte, sofort. Das gilt erst ab Aufnahme in ihrem Stamm.“

    „Vorher?“

    „Vorher hat mein Vater gestohlen und für Geld gemordet.“

    „Jemandem dem es unangenehm ist ein Ei genommen zu haben, dem glaube ich das.“ Der Mann stand auf, ging zum Telefon und nannte eine Nummer. Dieser Nummer folgte eine Weitere.

    Alvin war danach sofort los zu laufen um zu sehnen wie stark seine Mutter verletzt worden war. Er blieb sitzen.

    Dreißig Uhrpendelschwünge später legte sein Mentor auf. ging hinaus. „Wenn etwas sein sollte, nehmen Sie an und notieren die Anfrage.“

    „Ja.“ Alvin widerstand zurück zu rufen oder die Nummer zu notieren. Die Wohnungstür, nicht die Tür zum Abort fiel in ihr Schloss. Alvin aß weiter. Das Telefon klingelte zwei Mal. Der Erste Anrufer diktierte sein Anliegen. Dem Zweiten antwortete er in einer Zahlen-Buchstabenkombination.

    Als Alvin beinah zu müde zum wach bleiben gewesen war. War ihm als würde er seine Eltern als junges Paar bei halb toten Bäumen stehen sehen die wirklich geduftet hätten. „Es ist ganz einfach. Ich mag nicht wenn jemand stiehlt. Aus diesem Grund hörst du auf oder vergisst mich.“ „Für dich auch das. Erwarte nur nie, dass ich täglich mein Hemd wechsle.“ „Wenn Wasser in der Nähe ist, gebe ich dir einen guten Grund dich aus zu ziehen.“ Das Geräusch der sich öffnenden Tür ließ den jungen Mann aufzucken.

    „Du wirst es zu etwas bringen.“

    „Mein Ziel ist das höchste Amt.“

    „Das erreichst du nur, wenn du kein unnötiges Mitleid zeigst.“

    „Ich war es ihr schuldig.“

    „Sie wird dir zu liebe nie wieder in dieser Gegend sein. Vergiss von wo du stammst. Du bist seit heute jemand.“

    Alvin wusste in diesem Moment, dass er einen Test nicht erkannt hatte. Wenn, wäre seine Entscheidung keine Andere gewesen.



    Alvin spürte die Erleichterung von damals satt: „Entschädigen.“, „Versorgen und alles zurück geben.“ angewiesen hatte.

    Es war seltsam trotz allem keine Reue gespürt zu haben oder heute zu empfinden. Alvin klopfte und wurde hinein gebeten.

    „Ich wollte nur hören ob du noch lebst, oder etwas brauchst.“

    „Noch lebe ich. Noch habe ich alles was ich brauche.“ antwortete die Stimme durch die verschlossene Tür.

    „Ich lasse dir eine Kiste Patronen da.“

    „Tut mir leid, dass ich dich damals nicht gewählt habe.“

    Als wäre er damals gewählt worden. Die Wahl hatte statt gefunden. Es wurde nur mit einem Richter eine Wahl abgehalten. Alvin Valkenheizer, oder Alvin aus den Schluchten hinter den Bergen. Alvin lachte. „Wir hören uns, außer du brauchst Hilfe.“

    „Nächstes Jahr, bring einen Spaten mit. Ich denke ich brauche ein paar Jahre für mein Grab.“

    „Das sollen die jungen ausgraben. Unsere Aufgabe ist es mit ihnen zu schimpfen bis sie so denken wie wir.“

    „Schimpfen kann ich.“

    „Wenn bis dahin etwas ist, du kennst den Weg.“ Alvin versuchte sich zu erinnern um was diese Abstimmung damals ging. Dass er bleiben durfte, dafür hatte seine liebe Frau gesorgt. Alvin murmelte einige Meter Wortfetzen zu seinen Gedanken, die sich nicht erinnern wollten.

    Auch wenn Alvin keine Angst hatte, so nah an der Grenze zu den anderen Gebieten einen Teil seines Rundgang zu beschreiten, fühlte er sich immer wohler sobald er Richtung der riesigen Müllkippe ging. Er bestaunte jeden Monat aufs Neue die riesigen Flammen, die er von seinem Haus aus nur vom Küchenfenster aus sehen könnte. Wann ging er schon in die Küche? Vielleicht wenn seine Enkelin krank war und er morgens einen Kaffee benötigte um wach zu werden.

    Eine weitere Gasexplosion hallte über die Ebene. Diese war leise gewesen. Das bedeutete es war nur ein Spraykanister.

    Manchmal interessierte es Alvin was genau mit dem Metall geschah sobald es in den Boden floss und aus welchem Grund einige Bleche ähnlich Papier verbrannten. Jedoch etwas, das er nicht verstand, deswegen musste er niemanden fragen. Die Zwillinge vom Schrottplatz kümmerten sich um alles. Sie redeten nicht mit jedem, wirkten auf fremde wie dumme Auftragserfüller, ohne sie wäre der Schottplatz nicht mehr als ein Schrotthaufen der unkontrolliert brennt.

    Alvin freute sich bereits auf das Abendessen. Er fragte sich was seine Enkelin heute zubereitet haben mochte. Es war der Tag des Kontrollganges. Das bedeutete es gab etwas Großes und die gesamte Familie würde beim Abendessen sitzen.

    Leise summend beeilte sich Alvin um vor allen Anderen zu Hause zu sein.

    I would explain it all to you, but I'm out of puppets and crayons.

  • Hetal - Nomad


    Hetal saß gemütlich an einem Feuer mit ein paar anderen der Nomaden. Es war egal, wer zu welcher Gang oder zu welchem Clan gehörte. Sie lachten fröhlich, einige tranken Bier, Hetal blieb nur bei Wasser. Sie teilten sich ein paar Dosen Bohnen mit Speck. Hetal sortierte so gut er konnte seinen Speck aus, worüber sich sein Sitznachbar freute. Hetals Kühle lagen gemütlich etwas weiter weg und schliefen.

    Da sahen sie in der Ferne eine Person auf sie zu kommen. Er humpelte leicht. Die Nomaden wurden aufmerksam und griffen ihre Waffen.

    Als die Figur näher kam, bot sie eher ein Bild des Spottes als einer Bedrohung.

    Man sah der Person gleich an, dass sie noch nicht lange in den Badlands war. Seine Ausstattung war teuer, aber nicht wirklich geeinget.

    Die Jacke war von einem teuren Markenhersteller. Der warb immer damit "Lebt länger als du." aber wer sich wirklich in den Badlands bewegte, wusste, dass das eine Lüge war. Der Sand setzte sich in den Nähten fest und abgeschirmt gegen Schadstoffe war sie gar nicht, im Gegenteil. Eine leichte Säure und das Ding war hin. Man könnte daraus höchstens Druckverbände herstellen. Dafür war die Füllung gut geeignet.

    Die Hose sagte zwar "Ich bin ein schicker Draufgänger aller Indiana Jones und rette die Ladies aus höchster Gefahr." die Realität sagte. :"Aber nur solange ich in einem Braindance Stim bin."

    Bei den Schuhen war schon ein Schnürsenkel gerissen. Die Schuhe selbst waren gut für Wandertouren....allerdings nur solange man sich in sicherem Terrain bewegte. Sobald man in die echten Badlands kam, brauchte es nur mal ein spitzes Metallstück und man konnte sie wegwerfen. Feuchtigkeit hielten sie auch nicht lange ab, außer man würde sie nach jedem Ausflug ordentlich pflegen und wer hatte dafür schon alles hier.

    Der Mann trug eine teure Markenmütze, als Gesichtsschutz hatte er sich grade mal einen Schal vorgehalten. Seine Augen waren gereizt.

    Die Nomaden ließen ihre Waffen sinken und grinsten. Das war nun die Abendunterhaltung. Der ein oder andere war mal ehemaliger Corpo. Viele sind rausgeworfen wurden oder wurden von anderen als Sündenbock vorgeschoben um eigene Fehler zu vertuschen. Es blieb ihnen nichts, bis auf die Badlands, wenn sie nicht in die Hände der Streetkids fallen wollten. Die Streetkids sind eine eingeschworene Gemeinschaft und als ehemaliger Corpo kommt man da nicht rein...außer man war lange bekannt und hat spioniert.

    Dieser hier wirkte aber wie jemand, der entweder durch eine Cyberdroge irre geworden ist und sich jetzt für einen Indiana Jones Abklatsch hielt oder aber er war einer dieser selbstverwirklichungs Corpos, die irgendwelche Stims konsumiert haben und jetzt einen auf Aussteiger machen wollten.

    "Horrido, ich bin der Ernest Daimler, aber ihr dürft mich Nomadenlord nennen. Ich hab das Oldshivers Mountain Anwesen gekauft. Das Haus mit dem jungen Zitronenbaum davor." Er dachte zumindest, er hätte es gekauft.


    Die anderen Nomaden wussten jetzt nicht ob sie lachen oder einfach nur verwundert sein sollten. Ungläubig schauten sie diesen Typen an. Das Anwesen war eine alte Ruine,aber niemand wollte drinnen wohnen, da dieses Gebäude unter einem Berg stand, der jeden Moment drohnte durch Steinschlag das Anwesen unter sich zu begraben.

    Hetal ergriff als erstes das Wort. "Sei willkommen....vielleicht solle ich mir mal deine Augen ansehen...du solltest dir als erstes einen anderen Schutz zulegen...was treibt dich überhaupt in die Badlands?"


    "Ich will mich selbstverwirklichen. Diese ständigen 12 Stunden Schichten und als Vorstand hat man ja noch nicht mal wirklich frei. Ich möchte absolute Freiheit. Mich nicht mehr für irgendeinen Superreichen krum machen, auch wenn ich selbst reich bin."

    "Warst....."

    Das brachte dem, der das gesagt hat einen bösen Blick ein des ehemaligen Vorstandes ein.

    "Ich bin bestens vorbereitet. Ich hab hier ein tolles Buch über Pflanzenanbau." Er zog ein Buch hervor. "Fieselschweifs kleiner Hobbygärtner."

    Daraufhin konnten sich die Nomads, die dort saßen, nicht mehr halten und brachen in Gelächter aus. Selbst Hetal musste grinsen.

    "Was lacht ihr so blöd? Ich werde es euch schon zeigen. Ich habe in meiner Aufgabe als Vorstand eine Menge Erfahrung gesammelt und war auch schonmal campen."

    Hetal ergriff das Wort. :"Bei allem Respekt....das kann man mit einem Leben hier draußen nicht vergleichen. Dieses Buch, was du da hast....ich bin sicher da steht nicht drinnen, wie du den Boden erstmal fruchtbar machst."

    Ernest erstarrte und wurde kurz bleich.

    "Das.....das weiß ich auch so, ich muß mich von euch Idioten nicht auslachen lassen."

    Ein paar der Nomads standen bedrohlich auf. Hetal gab ihnen einen Wink.

    "Nun....dann wünsche ich dir viel Glück."

    Mit diesen Worten drehte sich Hetal um und setzte sich wieder ans Feuer.

    Der Nomadenlord ging langsam zurück.

    "Ich hätte dem gerne ein paar auf die Fresse gegeben."

    Das hatte Ernest gehört. "Na dann kommt! Traut euch, kommt zu mir, Old Shiversmountain. Ich schmeiß euch die Prügel raus."

    Die Nomaden sahen sich an, einer wollte schon wieder aufstehen.


    "Lasst ihn....der wirds hier draußen nicht lange machen. Verwöhnter Corpo, sein Leben lang stabile Wände, ein Dach und wie man sieht mehr als genug zu essen. Es gibt Corpos, die wirklich verzweifelt sind und keine Wahl haben,da sie Opfer von Intrigen wurden, aber dieser hier....natürlich gibts auch mal echte Aussteiger, aber die sind vernünftig vorbereitet. Einmal in einem weitläufig umzäunten Gebiet zu campen, ein paar Abenteuerfilme zu gucken und auf Corpo Werbung reinzufallen gehört allerdings nicht dazu.

    Ein anderer Nomad grinste. "Ich glaube, ich werde ihn mal besuchen. Schließlich hat er uns ja eingeladen.

    I am putting myself to the fullest possible use, which is all I think that any conscious entity can ever hope to do.

    (HAL9000 :hal9000: )



    Everyone needs a bucket 🪣 <3