Ja das habe ich auch mal irgendwo gelesen und ich habe das unter Propagandageschwafel abgebucht. Die können ja schlecht sagen "Sorry wir haben uns übernommen und können das Spiel so wie wir wollten nicht abliefern und geben uns mit weniger zufrieden".
Inwiefern das Propagandageschwafel ist, ist natürlich schwer zu beurteilen.
Ich finde den Kern der Aussage, dass das Spiel "fertig" ist und man nicht viel ändern wird, das Interessante daran. Ich habe von vielen Leute gelesen, dass sie hoffen, CDPR würde gestrichene Features zurück ins Spiel bringen. Da darf man sich einfach keine falschen Hoffnungen machen, das Spiel wird sich grundlegend nicht mehr verändern. Ob CDPR das nun nicht kann oder schlichtweg keinen Bedarf daran sieht, spielt dabei ja keine Rolle. Aber das ist eben wieder so ein Punkt, an dem Enttäuschungen vorprogrammiert sein könnten, nur mit dem Unterschied, dass CDPR die Karten sehr eindeutig auf den Tisch gelegt hat.
Ich habe mich in den vergangenen Beiträgen sehr kritisch zu dem Spiel geäußert, aber ich möchte nicht den Eindruck entstehen lassen, ich würde es bereuen, Cyberpunk 2077 gespielt zu haben. Es hat seinen Grund, warum ich z.B. noch nichts im Fazit-Thread geschrieben habe. Es fällt mir schwer, das Spiel tatsächlich zu beurteilen. Ich bin immer bemüht, Dinge differenziert zu betrachten. In lehne überzogene Kritik genauso ab wie blinde Lobhudelei. Subjektiv mögen einige Spieler sagen, das Spiel sei "schlecht", objektiv ist das Blödsinn. Es hat eine solide Struktur, es hat Stärken und Schwächen. Die Portierung, der technische Zustand und die PR sind wiederum Faktoren, die jeder Spieler für sich selbst gewichten muss. Mich haben die Bugs deutlich weniger gestört als einzelne Design-Entscheidungen, aber ich hatte auf meinem PC auch nicht solche gravierenden Probleme wie diejenigen, die das Spiel auf den Konsolen gespielt haben. Persönliche Abneigungen gegen Charaktere oder Spiel-Mechaniken spielen ebenfalls eine Rolle. Ich versuche, meine eigene Meinung in diesem Punkt nicht zu wichtig zu nehmen und über den Tellerrand hinauszuschauen. Wie sind Charaktere geschrieben? Wie ist die Erzählstruktur? Wäre Mechanik XY überhaupt relevant gewesen oder nur "ein schönes Beiwerk"?
Deswegen fällt es mir schwer, Cyberpunk tatsächlich zu beurteilen.
Ich habe über 300 Stunden gespielt. Bereue ich auch nur eine einzige davon? Nein. Würde ich das Spiel einem Freund empfehlen? Nicht vorbehaltlos und nur mit Abstrichen. Hätte ich gern mehr RPG-Elemente im Spiel gehabt? Ja! Ist es deswegen ein schlechtes Spiel, weil es diese nicht liefert? Nein.
Ich denke, Cyberpunk 2077 ist ein solides Spiel. Nicht überragend, kein Meisterwerk, aber dennoch gut. Selbst wenn der technische Zustand einwandfrei wäre, hat es Schwächen, aber es hat eben auch Stärken. Die Art und Weise wie die Charaktere geschrieben sind zum Beispiel, die Architektur von Night City. Das Spiel hat unheimlich viel Potenzial, aber bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Es wäre schön, wenn kommende Story-DLCs dort ansetzen und diese Möglichkeiten zumindest im begrenzten Rahmen ausschöpfen, aber das ist Zukunftsmusik.
Ich wollte das nur einmal klarstellen. Eine differenzierte Betrachtungsweise und begründete Kritik haben nichts mit "nörgeln" zu tun. Nörgeln ist etwas anderes. Nörgeln ist rein subjektiv - eine unreflektierte Betrachtungsweise, dessen Ziel von vornherein feststeht: Ablehnung. Und ich finde, wir diskutieren hier in diesem Forum überwiegend auf hohem Niveau. Ich sehe sehr wenig "nörgeln", sondern berechtigte, angemessene Kritik. Und ja, etwas zu kritisieren bedeutet nicht, dass man das Produkt bzw. Spiel grundlegend ablehnt. Ganz im Gegenteil.