Gewissenskonflikt als Stilmittel

  • Moin Community8)


    Da ich nun seit einiger Zeit das Spiel durch habe und sehr begeistert von all den Hauptcharakteren und Nebencharakteren des Spieles bin, hier mal eine Frage zur allgemeinen Meinung der Stilrichtung bzw Charakter-Tiefe für die CDProjektRed bekannt ist:


    Gerade da all diese Charaktere in Cyberpunk 2077 sehr viele soziale Negativ-Aspekte und -Verhaltensweisen haben und diese so vehement in Ursache und Resultat dargestellt werden - haben die Entscheidungen, Charaktere und Storys meiner Meinung nach auch ihre entsprechende Tiefe. Da man bei diesen Verhaltensweisen ständig Gewissenskonflikte erlebt.


    Dieses Stilmittel solche Charaktere und Storys im Spiel in den Haupt-Fokus zu rücken, um dadurch ständig mit Gewissenkonflikten zu spielen - hat mir im Vorgänger-Spiel (The Witcher 3) von CDProjektRed auch schon sehr gefallen, und stellt meiner Meinung nach den Reiz dieser Spiele-Firma dar.


    Im Gegenteil zu anderen die diese Art der Charaktere und Storys kritisch sehen, die meiner Meinung nach erst bei Cyberpunk bei CDProjektRed zum Kritikpunkt wurden (vielleicht da durch den Hype des Spiels viele noch nicht mit der Stilrichtung der Produzenten vertraut waren), sehe ich da Spiele ähnlich wie einen Film oder Serie - und kann daher alle Entscheidungen und Charaktere, insbesondere Johnny Silverhand, nicht als Entscheidungen und Charaktere werten, die ich in der Realität entsprechend unterstützen würde.


    So mag ich gerade wegen dieses Stilmittels jeden einzelnen Charakter in diesem Spiel. Da diese durch ihr sozial negatives Verhalten für mich im Spiel erst glaubwürdig erscheinen, ganz unabhängig wie ich diese in der Realität werten würde.


    Ich sehe das hier ähnlich zu Serien wie z. B. Game of Thrones. In denen meiner Meinung nach deswegen jeder einzelne Charakter so deutlich im Gedächtnis bleibt, da auch diese alle negative Verhaltensweisen in ihrer Persönlichkeit haben, und dadurch erst an Tiefe gewinnen und glaubwürdig rüberkommen, seien sie auch noch so nervig.


    Seht ihr dieses bewusst integrierte Stilmittel dieser Charaktere und Storys um den Spieler in Gewissenskonflikte zu bringen eher als negativ oder als positiv?

    Oder hat sich da, je öfter ihr das Spiel gespielt habt, etwas an eurer Meinung geändert?


    :keanureeves::playstation::xbox::pc::kinski:

  • Ich versuche erstmal zu definieren, was du meinst um sicher zu gehen, dass ich das richtig verstehe:


    Also du meinst, es ist ein Stilmittel, dass sich einige Charaktere für den Spieler gesehen, sehr negativ verhalten, man diese aber unsterstützen muss und dadurch in einen Gewissenskonflikt gerät?


    Ich kann da nur von mir sagen, dass es mich eher frustriert hat, das ich diese unterstützen musste und denen nach dem Mund reden musste. In der Realität würde ich z.B., wenn jemand mich beim ersten Treffen so respektlos behandelt wie Panam, mich umdrehen und weg gehen. Oder wenn ich denn so dringend seine Hilfe brauche, es durch ziehen, aber den dann hinter her nicht mehr mit meiner Kehrseite angucken. Im Spiel würde ich ihm noch zusätzlich eins auswischen wollen.


    Und meine Meinung zu Johnny ist ja hinlänglich bekannt. Für mich war es kein Stilmittel, sondern eher Frustration, Wut und es hat mir das Spielerlebnis verdorben. dass ich kein eigener Charakter war, sondern nur Johnnys Lakai. In Gewissenskonflikte kam ich eigentlich nie wirklich. Fand das Spiel nur unterirdisch und die Charaktere unsympathisch.


    Ich hab das Spiel auch nur zweimal gespielt, das zweite mal eigentlich nur, weil ich gehofft habe, ich kann wenigstens ein paar fiese Antworten geben....und ich war ein wenig neugierig auf die Beziehung mit Kerry. Aber so richtig sympathisch war mir keiner der Charaktere.


    Das ist auch der Grund, warum ich vorerst kein Spiel von denen anrühren werde. Mir wird aufgezwungen mit Charakteren zu interagieren, Charaktere zu unterstützen und Dinge zu tun, die ich nicht machen möchte. Wenn die das Stilmittel nennen, für mich ist es eher Faulheit keine Alternativen für den Spieler zu schaffen.

    I am putting myself to the fullest possible use, which is all I think that any conscious entity can ever hope to do.

    (HAL9000 :hal9000: )



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  • In der Realität würde ich z.B., wenn jemand mich beim ersten Treffen so respektlos behandelt wie Panam, mich umdrehen und weg gehen. Oder wenn ich denn so dringend seine Hilfe brauche, es durch ziehen, aber den dann hinter her nicht mehr mit meiner Kehrseite angucken.


    Und meine Meinung zu Johnny ist ja hinlänglich bekannt. Für mich war es kein Stilmittel, sondern eher Frustration, Wut

    Genau dieses Stilmittel meine ich - das eben dein moralisches und ethisches Verständnis anregen und aufregen soll.

    Das dein eigenes Gewissen und deine Emotionen dahinter anregen soll. In dem Sinne wie es auch eine Serie oder ein Film macht.

    Eine Horrorserie, wo der Hauptprotagonist der Mörder ist, guckt man ja auch nicht deswegen so gebannt immer und immer wieder - weil man den Mörder so toll findet.

    Man guckt soetwas, weil solch negative Dinge starke Emotionen auslösen sollen.


    Ein Spiel ist meiner Meinung nach genauso Entertainment wie es eine Serie oder ein Film ist, nur das du dort mitspielen kannst.

    Ausser was so Spiele wie z. B. Minecraft betrifft, haben Spiele immer eine Story der man früher oder später folgen muss.

    Filme und Serien, genauso wie Spiele kann man meiner Meinung nach wegen der Atmosphäre, der Welt oder der Charaktere mögen, alles davon oder auch nichts davon.


    Letztendlich hat jede/r einen vollkommen individuellen Fokus, was er/sie an Filmen, Serien, genauso wie auch an Spielen gut oder schlecht findet.

    Trotzdem haben jegliche Medien meiner Meinung nach wie gesagt nur einen Zweck: das eine Person davon unterhalten wird.

    Daher wie ich finde Themen die in Spielen stattfinden, nie mit der Realität verwechselt werden sollten.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann da nur von mir sagen, dass es mich eher frustriert hat, das ich diese unterstützen musste und denen nach dem Mund reden musste. In der Realität würde ich z.B., wenn jemand mich beim ersten Treffen so respektlos behandelt wie Panam, mich umdrehen und weg gehen. Oder wenn ich denn so dringend seine Hilfe brauche, es durch ziehen, aber den dann hinter her nicht mehr mit meiner Kehrseite angucken. Im Spiel würde ich ihm noch zusätzlich eins auswischen wollen.

    Aber kann man nicht genau das machen? Soweit ich weiß ist die Panam-Questline, abgesehen vom Pflichtteil mit Hellman vollständig optional und nicht notwendig um das Spiel abzuschließen. Und wenn man doch eine Weile mitspielt kann man ihr auch eins auswischen indem man ihren Plan den Basilisk zu klauen an Saul verrät.


    Bei Johnny ist es storytechnisch nicht wirklich möglich auf Abstand zu gehen, nicht nur ist er integraler Bestandteil der Hauptstory, nein man teilt sich sogar einen Körper mit ihm. Getrennte Wege zu gehen ist da etwas schwierig und im Spiel wird ja auch erklärt, dass die eigenen Handlungen und Wünsche durch Johnny beeinflusst werden, aber umgekehrt man auch Johnny beeinflusst, so dass es zwangsläufig auf einen Kompromiss zwischen beiden Sichtweisen hinaus läuft. Wobei es schon interessant wäre mal zu testen inwieweit man sich Johnny entziehen kann indem man ihm alle Bitten abschlägt und keine seiner Quests macht.

    • Offizieller Beitrag

    Also ich würde gar nicht mal sagen das die negativen Charaktereigenschaften der Treibstoff sind, sondern das Überwinden dieser. Wenn ich an Panam und Judy denke, dann sind die mir deshalb so nachhaltig in Erinnerung geblieben, gerade weil sie ihre so tragische und dunkle Geschichte überwunden haben und im Verlauf der Handlung etwas richtiges und gutes tun wollen.


    Witcher ähnlich, Gerald ist getrieben davon das richtige oder halt zumindest das geringere Übel zu tun. Triss versucht zu retten was zu retten ist, blickt auch auf die Fehler der Vergangenheit zurück, Yennefer ist versucht auch nur abzuwägen was die richtige Entscheidung ist. Bei Witcher allerdings mit der Notiz das diese Charaktere sich alle so verhalten wie in den Büchern vorgegeben. Wenn wir über CDPR reden wollen, dann müssten wir uns eher den tragischen Blutigen Baron anschauen und dessen Geschichte ist wirklich eine düstere, die aber auch von Überwindung und Bewältigung der eigenen Fehler handelt und dramatisch endet.


    Daher die Frage, ist es nicht eher der Kampf gegen das eigene Schicksal und gegen die eigene Vergangenheit und die Bewältigung dieser und weniger die "negativen" charaktereigenschaften selbst, die die Geschichten so besonders machen?

  • Also ich würde gar nicht mal sagen das die negativen Charaktereigenschaften der Treibstoff sind, sondern das Überwinden dieser. (...) Wenn wir über CDPR reden wollen, dann müssten wir uns eher den tragischen Blutigen Baron anschauen und dessen Geschichte ist wirklich eine düstere, die aber auch von Überwindung und Bewältigung der eigenen Fehler handelt und dramatisch endet.


    Daher die Frage, ist es nicht eher der Kampf gegen das eigene Schicksal und gegen die eigene Vergangenheit und die Bewältigung dieser und weniger die "negativen" charaktereigenschaften selbst, die die Geschichten so besonders machen?

    Gut und schön gesagt.

    Wenn man das Ganze aufspaltet, dann ist es dieser Kampf, Ja. Das sehe ich auch so.


    Gerade die Quest mit dem Blutigen Baron ist mir mit am stärksten im Gedächtnis geblieben8):thumbup:

    Meine Rangliste meiner eindrücklichsten Geschichten/Charaktere in Witcher 3 waren:

    1. Der blutige Baron.

    2. Die drei Muhmen (Schwestern/Hexen).

    3. Hurensohn Junior.

    4. Triss.

    Aber auch die Geschichte rund um z. B. Ciri und Vesemir und viele andere kleine und große Geschichten/Charaktere, haben mich dort sehr gut emotional unterhalten.


    Meine Rangliste meiner eindrücklichsten Geschichten/Charaktere in Cyberpunk2077 waren:

    1. Die Hauptstory mit Jackie.

    2. Fingers (hat mich sehr an Hurensohn Junior erinnert).

    3. Takemura.

    4. Judy.

    Sowie auch da viele andere große und kleine Geschichten und Charaktere (z. B. Lizzy Wizzy, Joshua Stephenson, Dexter DeShawn). Auch die Story wo man im Rückblick Johnny Silverhand im Arasaka Tower spielt hat mir sehr gefallen.


    Was sind eure eindrücklichsten Geschichten/Charaktere (gerne auch die von Witcher 3)?

  • Möglich ist alles. Ich bin in dem ganzen Superheldenuniversum nicht so bewandert, aber hatten nicht sogar der Joker und Catwoman eigene Serien und/oder Filme, weil die Leute fasziniert von ihnen waren? Also kann es gut sein, dass einer eine Serie immer wieder guckt, weil er den Mörder gut findet. Ich mochte z.B. Freddy Krüger. :D (Was nicht heisst, dass ich selbst mordend durch die Gegend renne.)


    Wenn ich mich nur über eine Serie ärgere, dann schaue ich sie nicht. Handmaid`s tale fand ich in der ersten Staffel richtig gut, weil sie mich mit in diese Welt genommen hat. Ich kannte das Buch und fand es sehr gut dargestellt, wie die Frauen entrechtet wurden u.s.w. und wie sie sich im Geheimen organisiert haben.

    Dann kamen die nächsten Staffeln, die zwar von der Autorin abgesegnet wurden, aber die dann doch mehr auf Fanservice und politischem Zeigefinger aus waren und teilweise so unrealistisch bzw haben die Charaktere so unnachvollziehbar gehandelt, dass ich mir nur noch an den Kopf gefasst hab. Also hab ich die Serie nicht mehr geschaut, weil sie negative Emotionen ausgelöst hat.


    Klar hat jedes Spiel eine Geschichte, der man folgt, nur mir fehlte bei CP einfach die Auswahl. Die kam kurz am Schluss, ja toll....ich war z.B. bei Outer Worlds nicht gezwungen unbedingt mit Phineas Wells das Board zu zerstören, weil sie ja so böse sind. Ich konnte mich auch auf die Seite des Boards schlagen und gegen Phineas agieren. Ja, die Geschichte war dieselbe, aber ich war einfach nicht gezwungen Aufträge für einen Charakter zu machen, den ich auf den Tod nicht ausstehen konnte.(War zwar nicht bei Phineas der Fall, aber bei Johnny. Wenn ich einen Charakter nicht leiden kann, dann möchte ich auch nix über ihn erfahren. Ist mir dann egal, wie tragisch seine Geschichte ist oder warum er so ist. Bei der ersten Begegnung mit Johnny hab ich nur gedacht "respektloser Lackaffe, hoffentlich werd ich ihn bald los")


    Nur ein Ausweichen war bei CP nicht möglich. Johnny ist mir ständig und überall vor der Nase rumgetanzt und hat mit seinen dümmlichen Bemerkungen genervt....und wenn alle Spiele von denen so starr sind...dann muss ich sie erst gar nicht spielen, weil sie Frust und Ärger auslösen.

    Ich hätte gerne Saburo gerettet und mich voll und ganz auf Arasakas Seite geschlagen. Oder als Streetkid einen kleinen Gangwar geführt, aber nein, ich musste sogar der Polizei helfen gegen die Gang, mit denen ich durch Jackie befreundet war (Logik?).

    Oder als Nomad (als der ich wohl nie spielen werde), die Wildnis gegen Corpos verteidigen.

    (Hätte man als Handlung vereinen können. Arasaka will auf dem Gebiet eines Nomad Clans eine Fabrik bauen. Schon hätte man Nomad und Corpo in einer Handlung. Die Streetkids kriegt man bestimmt auch noch irgendwie unter, schon hat man drei Möglichkeiten aus der Sicht, der jeweiligen Gruppierung zu spielen .)

    Man hätte soviel machen können, auch wenn der Handlungsstrang ähnlich gewesen wäre, nur am Ende war man nur Johnnys Lakai und das hat mich extrem gestört. Ich hab das wie gesagt nicht als Stilmittel empfunden sondern als Ärgernis, mit der Folge, das ich das Spiel wohl nie wieder anrühren werde (und um weitere Spiele von CDPR erstmal einen Bogen mache)


    Ja, man konnte Panam danach glücklicherweise ignorieren, aber warum konnte ich mir nicht von Hellmann helfen lassen? Also bei CP2077 hatte ich echt das Gefühl ich gucke einen Film, statt ein Spiel zu spielen.

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  • Man hätte soviel machen können, auch wenn der Handlungsstrang ähnlich gewesen wäre, nur am Ende war man nur Johnnys Lakai und das hat mich extrem gestört. Ich hab das wie gesagt nicht als Stilmittel empfunden sondern als Ärgernis, mit der Folge, das ich das Spiel wohl nie wieder anrühren werde (und um weitere Spiele von CDPR erstmal einen Bogen mache)

    So vehement wie du das empfindest, empfande ich das nicht. Vielleicht nicht doch vieles eher eine Frage der eigenen Perspektive?

    So oder so, ein Spiel, genauso wie ein Film oder Serie ist kein Wunschkonzert.

    Entweder man mag Teile des Spiels, nichts davon oder alles. Genauso wie das bei allen Medien ist.


    Mich persönlich stört Johnny kein bisschen, da ich mich gar nicht entsprechend auf ihn konzentriere. Wenn er einen Text ablässt (was bei mir gefühlt so wie du es beschreibst nicht so oft vorkam, frag mich da ob wir das Selbe gespielt haben), dann lass ich ihn den ablassen und spiel das weiter was ich will - im Sinne von metzeln, schnetzeln, ballern, rumfahren/erkunden und Aufträge/Quests anfangen oder beenden wenn sie mich langweilen.


    Wenn dir etwas nicht gefällt, frag ich mich warum du dich dann so stark auf jedes Detail davon konzentrierst?

    Man kann doch auch ein Spiel gut finden, wenn man ein paar Sachen darin nicht gut empfindet.

    Das ist mir auch schon im Fallout-Forum aufgefallen, wo du immer wieder den Riesen-Roboter der für dich das ganze Spielgefühl kaputt gemacht hat und die nicht vorhandene Entscheidungsmöglichkeit zur Enclave von Fallout 3 erwähnt hast.


    Ich kann ja verstehen, das wenn man die insgesamte Atmosphäre oder Welt eines Spiels nicht mag, das man dann auch das Spiel nicht mag. Aber das man sich an den Verhaltensweisen eines oder mehrerer Charaktere (Roboter usw), sowie an nicht integrierte Entscheidungen des Spiels vehement aufhängt und dann behauptet, das das Spiel und dessen Spiele-Firma (CDPR) schlecht ist - halte ich für nicht gerecht, und wird meines Empfindens nach diesem Spiel nicht gerecht.

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, es ist immer eine Frage der eigenen Perspektive... und vor allem Einstellung. Die einen können über Aspekte, die ihnen an einem Spiel nicht gefallen, hinwegsehen und Spaß haben, andere steigern sich hinein. Auch ist sich nicht jeder der eigenen Subjektivität bewusst und kann differenzieren. Ich meine das auch gar nicht wertend; jeder Mensch ist anders, spielt aus anderen Gründen und hat andere Voraussetzungen.


    Die eigene Vorstellung spielt, meiner Meinung nach, eine entscheidende Rolle. Der eine wünscht sich ein Happy End, der andere mehr Entscheidungsfreiheit, der dritte mehr Charaktertiefe und der vierte vielleicht eine größere Herausforderung. Niemand ist frei von Subjektivität; auch ich nicht. Ich bemühe mich immer, ein Spiel als Ganzes zu sehen und mich nicht an einzelnen Aspekten festzubeißen. Ich schaue immer nach der Stimmigkeit. Man kann Johnny mögen oder nicht, aber der Charakter und sein Verhalten sind stimmig; und dass er einem manchmal auf den Keks geht, auch. Als omnipräsent habe ich Johnny nie empfunden, aber da gehen die Meinungen offensichtlich weit auseinander.


    Aber um auf das Thema zurückzukommen: Nehmen wir Witcher 3 als Beispiel, ist der "Gewissenskonflikt" - meiner Ansicht nach - weit mehr als ein Stilmittel: Es ist ein zentrales, wenn nicht sogar das zentrale, Spiel- und Storyelement. Handlungen haben Konsequenzen, und zwar solche, die man deutlich spürt. Für mich bricht Witcher 3 sehr schön mit der Vorstellung des schwarz-weiß-Helden. Der gute Held rettet die Welt, der böse Held tötet alle - das ist hier nicht möglich, denn es gibt kein Gut und Böse. Es gibt keine richtigen oder falschen Entscheidungen, es gibt auch keinen Mittelweg. Die Questreihe um den blutigen Baron ist ein sehr schönes Beispiel dafür. Das Spiel stellt Spieler*nnen nicht vor die Frage, was moralisch richtig ist, denn jede Entscheidung ist vertretbar - die Frage ist, womit kann der Spielende leben. Welche Konsequenz ist er oder sie bereit zu tragen.


    Was ist denn "gut" oder "böse"? Was ist eine "negative" Eigenschaft? Wer definiert das? Es sind doch genau diese Dinge, die Charaktere greifbar und authentisch machen. Wir alle haben Ecken und Kanten; haben unsere Vergangenheit, Traumata, Probleme. Wir sind nicht nur strahlend und fröhlich, sondern nicht selten schwer zu ertragen. Mir bleiben Charaktere wie Kerry oder Judy im Gedächtnis, weil ich mich mit ihnen identifizieren kann. Ich erkenne mich in ihren Fehlern und Schwächen, und die machen sie genauso aus wie ihre Stärken. Die einzige Schwierigkeit, die ich mit den Charakteren in Cyberpunk hatte, war ihr verschwendetes Potenzial. Sie sind unheimlich gut geschrieben, wirken aber oft wie Statisten; da hatte ich mir tatsächlich mehr erhofft, in Witcher 3 war CDPR - in meinen Augen - deutlich weiter. Aber sei es drum, das ist vermutlich auch nur rein subjektiv. ^^

  • Ich denke, es ist immer eine Frage der eigenen Perspektive... und vor allem Einstellung. Die einen können über Aspekte, die ihnen an einem Spiel nicht gefallen, hinwegsehen und Spaß haben, andere steigern sich hinein. Auch ist sich nicht jeder der eigenen Subjektivität bewusst und kann differenzieren. Ich meine das auch gar nicht wertend; jeder Mensch ist anders, spielt aus anderen Gründen und hat andere Voraussetzungen.

    (...)

    Ich bemühe mich immer, ein Spiel als Ganzes zu sehen und mich nicht an einzelnen Aspekten festzubeißen. Ich schaue immer nach der Stimmigkeit. Man kann Johnny mögen oder nicht, aber der Charakter und sein Verhalten sind stimmig; und dass er einem manchmal auf den Keks geht, auch. Als omnipräsent habe ich Johnny nie empfunden, aber da gehen die Meinungen offensichtlich weit auseinander.

    (...)

    Was ist denn "gut" oder "böse"? Was ist eine "negative" Eigenschaft? Wer definiert das? Es sind doch genau diese Dinge, die Charaktere greifbar und authentisch machen. Wir alle haben Ecken und Kanten; haben unsere Vergangenheit, Traumata, Probleme. Wir sind nicht nur strahlend und fröhlich, sondern nicht selten schwer zu ertragen.

    Vielen Dank dafür!!

    Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.:thumbup::thumbup::thumbup:

  • Man kann Johnny mögen oder nicht, aber der Charakter und sein Verhalten sind stimmig; und dass er einem manchmal auf den Keks geht, auch.

    Das wollte ich nochmal besonders hervorheben, da ich finde, das dies in der Charakterzeichnung und -Darstellung das wichtigste ist.


    Ich persönlich finde, das jeder Charakter den CDProjektRed entwickelt hat, sei es in Witcher oder in Cyberpunk stimmig wirkt.

    Man merkt einfach, das sich die Entwickler bei diesem Punkt besonders viel Mühe geben.

    Kein Charakter wirkt meiner Meinung nach überzeichnet oder in seinem Verhalten über die Maßen unrealistisch, und falls er dies versucht, stirbt er dabei (z. B. Johnny).

    Bei allen Charakteren hat man das Gefühl, das diese auf realen Verhaltensweisen und entsprechenden Resultat basieren, anstatt auf Superhelden oder komplett irren Menschen die alles machen können - als ob sich die Realität nach deren Verhalten verbiegt (ich meine dadurch natürlich nicht den eigenen Spielecharakter der metzelnd und schnetzelnd durch die Feinde pflügt;)).


    Bei den Spielen von CDProjektRed hat man das Gefühl, das die Realität (in deren virtuellen Welt) die Charaktere verbiegt, nicht anders herum. So wie es in der Realität nun mal auch ist.

    Das macht die Charaktere und deren Spiele so glaubwürdig.


    Der Grund warum ich deren Spiele (neben Atmosphäre/Welt) so liebe<3

  • Zitat von Similicious

    Die einzige Schwierigkeit, die ich mit den Charakteren in Cyberpunk hatte, war ihr verschwendetes Potenzial. Sie sind unheimlich gut geschrieben, wirken aber oft wie Statisten; da hatte ich mir tatsächlich mehr erhofft, in Witcher 3 war CDPR - in meinen Augen - deutlich weiter.

    Dieses Gefühl hatte ich auch ein wenig, auch wenn es bei mir keinen Abbruch im Spielerleben ausmachte, da ich in der Hauptsache immer auf die Welt und das spielen (erkunden, kämpfen) konzentriert bin.


    Dennoch wäre es auch für mich schön gewesen, wenn man mit all den eindrücklichen Charakteren, die auch für mich unglaublich viel Potential haben, solch groß/größer angelegte Geschichten wie in Witcher 3 gemacht hätte.


    Meiner Meinung wäre das auch passiert, wenn man den Veröffentlichungs-Zeitplan nicht so strikt der Öffentlichkeit hin propagiert hätte.

    Sie hätten es da mehr so wie Rockstargames (GTA) machen sollen.

    CDProjektRed haben sehr viel Zeit in diese 3-Dimensionale (Night City), bis dato noch nicht da gewesene Weltneuschöpfung (Stadt, Grafik/Engine, Style, Charaktere usw) gelegt, sodass meiner Meinung nach durch den falsch gemanagten Veröffentlichungsdruck nichts mehr weiteres möglich war. Noch nicht mal von technischer Seite (wie bekannt).


    Vielleicht wird das ja noch in den DLCs nachgeholt. Zu hoffen wäre es, gerade da sie mit so einem selbst entworfenen Trademark-Spiel, neben The Witcher, alle Zeit der Welt und vor allem sie die Möglichkeit dazu haben. Thumbs Up!:geralt_thumbup::silverhand:thumbup::love:

  • @Cyprez, du kennst doch sicher das "Spiel", ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß ... Warum sollte man also nicht einem Gamer vorspielen, dass er es wissen kann, was da kommt? Überlege mal was man von Cyperpunk erwartet und prüfe, ob es nicht so gekommen ist. Ein Spiel wie in Fallout New Vegas ist auch möglich. Aber ist Cyperpunk dann anders? Ich meine ein Spielen ohne Entscheidungen, ein neutrales Verhalten bei jeglichen Dingen, das Weggehen aus einer Situation, wenn es die Neutralität verletzt. Denn der Kurier in New Vegas ist für mich zuerst ein (neutraler) Bote. Es gibt in Cyberpunk Stellen, da kommt man nicht heraus - Geld oder Kampf. Gehen kann man da nicht, so meine Erinnerung (ist schon etwas her). Ist das eine freie Entscheidung?


    Grüße

    VRanger


    PS es gibt auch das gespoilerte Wissen, weil man nur mit einer bestimmten Handlung an eine seltene Waffe kommt. Ist für mich keine Entscheidung, sondern geplantes Vorgehen

  • Überlege mal was man von Cyperpunk erwartet und prüfe, ob es nicht so gekommen ist. (...)Ich meine ein Spielen ohne Entscheidungen, (...)Es gibt in Cyberpunk Stellen, da kommt man nicht heraus - Geld oder Kampf. Gehen kann man da nicht, so meine Erinnerung (ist schon etwas her). Ist das eine freie Entscheidung?

    (...)

    PS es gibt auch das gespoilerte Wissen, weil man nur mit einer bestimmten Handlung an eine seltene Waffe kommt. Ist für mich keine Entscheidung, sondern geplantes Vorgehen.

    Dazu eine Anekdote bzw meine Perspektive:

    Als der Hype um No Man's Sky immer größer und größer wurde (neben CP2077 wahrscheinlich DAS größt-gehypte Spiel) war ich auch voller Vorfreude, und habe mir so gut wie alles dazu angeguckt, wie z. B. auch die damaligen Videos von Elca usw.


    Dennoch bin ich immer auf dem Boden geblieben, und fande alles was da in der Richtung (das Spiel betreffend) kommt gut.

    Als dann wie auch bei CP2077 der Veröffentlichungsdruck und die Erwartungen immer stärker und stärker wurden, kam das Spiel verfrüht raus.

    Alle hetzten und hetzten, das angeblich nichts was von vielen gedacht wurde im fertigen Spiel vorhanden war.

    Ich kaufte das Spiel gleich am Veröffentlichungstag und habe alles an diesem Spiel geliebt.

    Denn die ursprüngliche Idee war ja dennoch vorhanden.

    So habe ich noch vor dem Foundation-Update (1. Inhaltsupdate) bereits über 200 Stunden gespielt, und war auch so, mit dem was bereits geboten wurde voll zufrieden.


    Mittlerweile ist das Spiel mit zig Updates erneuert worden. Sodass nun plötzlich alle behaupten, das das Spiel jetzt das ist was sie erwartet hatten (auch wenn in den meisten Updates Inhalte waren, die von vornherein gar nie angekündigt wurden).


    Ich selbst empfinde das Spiel No Man's Sky in seiner ursprünglichen Idee unverändert, und sehe überhaupt nicht was das Spiel für mich nun spielenswerter macht. Meiner Meinung nach waren alle bisherigen Updates oberflächlicher Natur als das sie was an der Grundmechanik verbessert haben (richtige Gegner bzw richtige Gefahren für das was man erkunden und nach Rohstoffen sammeln muss/kann gibt es immer noch nicht).


    Genau so sehe ich das im Grunde auch bei Cyberpunk2077.

    Ich war von Anfang an von der Idee fasziniert, als Cyberpunk-Thematik-Fan (Blade Runner), hatte The Witcher 3 ab Erstveröffentlichung 2015, ganz geflasht von der Atmosphäre gespielt, und verfolge das Spiel CP2077 daher seit dem ersten Trailer.

    Dadurch das das Spiel von CDProjektRed kam, war ich mir somit sicher, das das Spiel eine gute Atmosphäre haben würde und war nur froh für alles was da kam.


    Als dann auch bei Cyberpunk2077 der Hype ins unermessliche stieg, gerade auch durch die viele Öffentlichkeitsarbeit dafür (ähnlich wie bei NoMansSky) stieg auch hier der falsch gemanagte Druck in allem, zum angesetzten Veröffentlichungsdatum.


    Auch dieses Spiel kam dadurch zu früh in jeder Hinsicht raus.

    Dennoch war das Spiel in seiner ursprünglichen Idee und Atmosphäre, wie auch No Mans Sky - da!


    Somit nahm und nehme ich das Spiel auch hier wieder für das was es ist an, und habe Freude damit. Da ich Fan dieser Idee war und bin (wie auch bei No Man's Sky), sogar sehr großer Fan.


    Tatsächlich habe ich diese hier so oft angesprochene Entscheidungs-Nicht-Möglichkeit für mich nie so stark angewendet - und sehe diese daher auch nicht so stark bzw so vehement oder hineingesteigert.


    Bei Witcher 3 habe ich nur 2 Mal zwei weitere Entscheidungsmöglichkeiten für mich ausprobiert - nur des Endes wegen.

    Da ich am Ende des Spiels mit Triss zusammen sein wollte, und mit Ciri im verschneiten Weissgarten umherlief. Womit ich vollkommen zufrieden war. Alle anderen Entscheidungen die nicht das Ende des Spiels betrafen interessierten mich nicht.


    Auch in Cyberpunk 2077 kann man das Ende so gestalten wie man will, ich glaube es gehen 3 Alternativen (?).

    Ich war mit meinem Ende vollkommen zufrieden, was Emotionen die mir die Story bot und Unabhängigkeit von Johnny und (in einer Art) auch von Arasaka (=Narr, Weltraum).

    Alle anderen Entscheidungen die ich in den Nebenquests machte fande ich ebenfalls für mich entweder gut, ok oder so, das sie mich nicht sonderlich interessierten oder störten - da sie nicht meine Entscheidung für das Ende beeinflussten.


    Alle Storys die ich in Cyberpunk 2077 sah, gefielen mir, und wurde daher in jeder Hinsicht in allen Emotionen abgeholt.


    Natürlich bot The Witcher 3 mehr Storys und so wie viele sagen, viel mehr Entscheidungen. Dennoch war ich auch zufrieden mit dem was ich in CP2077 bekam. Da die Grundidee und Atmosphäre, und für mich vor allem das bewegen, erkunden und kämpfen in der Welt meiner Träume (Cyberpunk-Thematik) vorhanden war und ist.

    Im Gegensatz zu The Witcher 3 (da ich nicht so ein großer Fantasy-Fan bin) das rumlaufen und kämpfen dort im Endgame bei mir nicht so viel Wiederspielwert hatte. Somit nach der Story von The Witcher 3 da für mich also mehr oder weniger Schluss war.

    Durch mein Thematik-Interesse und Fokus somit Cyberpunk 2077 mehr Wiederspielwert hat, und dadurch auch besser gefällt.


    Das also alles daher auch nur, wie alles im Leben, eine Frage der eigenen Perspektive und Geschmacks in Spielen ist.


    Dennoch, und das wollte ich mit den hier genannten Beispielen vor allem aussagen: - das man immer das Spiel als solches sehen sollte das man bekommt. Und nicht das was man alles gerne hätte und dachte, das unmöglich in allen oder speziellen hineingesteigerten Belangen erfüllt werden kann. Gerade wenn man die Hintergründe rund um solch eine Veröffentlichung kennt.

    Denn das wird dem was man bekommt (wie hier CP2077 in seiner Stimmigkeit und Atmosphäre), in keinster Weise gerecht.

  • @Cyprez, danke für die ausführliche und interessante Beschreibung Deiner Sichtweise. Ich spiele in der Regel mein eigenes Ding. Das absolut neutrale gefällt mir. Und ich erkunde gern eine Gegend, ohne mich zu binden. Das hat mir in Cyberpunk sehr gut gefallen. Habe mir das Spiel vorher gekauft, was ich eigentlich in den letzten Jahren sehr selten mache. War in einem Laden. Stand mit einem guten Preis. Hätte nie gedacht, dass es auf meinem alten PC läuft. Und so dann doch gespielt. Das Fatale an dem Game ist für mich nicht der Zustand mit dem es ausgeliefert wurde. Es sind die unabwendbaren Kontenpunkte, schreibe mal nur Jackie Welles. Ob es dann den Trink zu seinem Wohl in der Bar gab oder nicht ... (ist je jetzt gepatcht) .Ich habe bei einem neu angefangen Game alle Erinnerungen an diese unabwendbare Geschichte und darauf habe ich keine Lust. Das blockiert. Und so gesehen ist es eben nicht frei in der Entscheidung und für mich egal ob da jemand negativ oder positiv auf Dinge reagiert. Die Eingriffe in meinen Char sind derartig groß, dass ich keine Lust habe, das noch einmal "mitzuspielen".

  • Das absolut neutrale gefällt mir. Und ich erkunde gern eine Gegend, ohne mich zu binden. (...) Es sind die unabwendbaren Kontenpunkte, schreibe mal nur Jackie Welles. (...) Ich habe bei einem neu angefangen Game alle Erinnerungen an diese unabwendbare Geschichte und darauf habe ich keine Lust. Das blockiert. Und so gesehen ist es eben nicht frei in der Entscheidung und für mich egal ob da jemand negativ oder positiv auf Dinge reagiert. Die Eingriffe in meinen Char sind derartig groß, dass ich keine Lust habe, das noch einmal "mitzuspielen".

    Das "absolut neutrale gefällt mir" und "ohne mich zu binden" ist schwer zu glauben, wenn du zugleich angibst das du aufgrund der unabwendbaren Geschichte(n) der Charakter-Story(s) keine Lust mehr hast das Spiel zu spielen ("mitzuspielen") - sorry!

    Das hat meines Empfindens nach nichts mit "ohne mich zu binden" zu tun.


    So oder so, der Punkt den du angebracht hast, "Jackie Welles" anstatt "die Hauptstory mit Jackie Welles" als Lieblingscharakter-(Story) anzugeben - das schwierig ist - ist nicht ganz unbegründet, da gebe ich dir recht!

    Da Jackie Welles (Spoiler!!) relativ früh stirbt, ohne das man große Hintergrundstorys von ihm mitbekommt (Spoiler Ende).

    Dennoch, und das ist meiner Meinung nach unbestreitbar: ist der Charakter Jackie Welles voll und ganz stimmig!

    Man weis was für eine Art Mensch man vor sich hat. Er ist durch seine Art wie er (offen) auf einen zugeht und mit einem interagiert, auf seine raue Art irgendwie sofort und, je weiter man mit ihm spielt - umso mehr symphatisch.

    So sympathisch, das man als er (Spoiler!!) stirbt, es einem besonders stark nahe geht (Spoiler Ende).

    Deswegen mir und wahrscheinlich auch vielen anderen diese Prolog-Geschichte stark in Erinnerung bleibt.


    So sehr, das du VRanger das Spiel noch nicht mal wieder spielen willst.


    Das nenne ich Atmosphäre und Stimmigkeit! im Sinne dessen mit allen Emotionen unterhalten und abgeholt zu werden.


    Das man daher, und jetzt kommt der wichtigste Part: nicht die Entscheidung auf ein Happy-End-Prolog oder anderen Weg im Sinne des Prologes hat - finde ich, im Sinne des Spieles, Stiles und der Atmosphäre - äußerst gut.

    DENN gerade diese unabwendbare Prolog-Geschichte definiert genau das, was die Macher (CDProjektRed) in diesem Spiel aussagen wollten! Deswegen meiner Meinung nach auch gleich am Anfang so besonders stark und intensiv in Szene gesetzt um genau das zu verdeutlichen. Alleine das anschließende Cyberpunk 2077 Logo nach diesem Prolog-Tod-Höhepunkt - meiner Meinung nach da bewusst wie ein Unterstrich oder Ausrufezeichen dessen was man da gerade gesehen und mitgemacht hat gesetzt ist. Um das auch noch mal zu verdeutlichen, das DAS Cyberpunk 2077 ist und bedeutet!


    Night City ist kein Kindergarten und keine heile Welt. Nein, hier wird gestorben und hier herrscht Gewalt. Im Verbalen, in den Taten und im Ableben.

    "Helden landen hier auf dem Friedhof" - das ist das was uns unzählige Male in den vorab-Trailern gesagt wurde, um auf diese tödliche und gewalttätige Stadt und Atmosphäre aufmerksam zu machen.


    Vielleicht ist es daher sogar (in Teilen) gut und womöglich gar von den Produzenten bewusst so gesetzt, in diesem Spiel in vielerlei Hinsicht einem KEINE vielfältigen oder positiven Entscheidungsmöglichkeiten zu geben - um eben das aufzuzeigen um was es in dieser Cyberpunk-Welt geht, wie diese tickt und was für eine Atmosphäre hier herrscht. Sprich: um auf diese unnachgiebige Weise diese unnachgiebige Welt präsentieren zu können - wo man nur die Wahl hat zwischen Geld, Tod oder es erst gar nicht zu versuchen.


    Edit: Rechtschreibfehlerarmageddon

  • @Cyprez, schreibe es mal so, was Du glaubst oder nicht ist auf meinen Bezug zum Game nicht wichtig. Ich habe derzeit eine echte Blockade, habe es versucht. Es geht nicht. Ich kann nicht neutral spielen. Es wird immer etwas angestellt mit meinem Char. Ich habe keinen Einfluss darauf.


    Es gibt keine echte Wahlmöglichkeit, die zu etwas Positiven führt.


    Jackie war nur gewählt, weil es noch in meiner Erinnerung wieder frisch da ist. Hätte auch den Versuch nehmen können auf dem Friedhof nach dem Eintrag der Beerdigung von Evelyn Parkerzu suchen. Da war ich drei Patches hindurch umsonst da. So etwas raubt einen auch das Interesse.


    Um mal ein Beispiel zu geben was ich meine. In Fallout New Vegas kann man eine Menge tun um bei den Bombern akzeptiert zu werden. Und man hat dann die Aufgabe einen Bomber zu bergen. Genau das habe ich dann nicht getan, weil mir die Neutralität zu allen Gruppen wichtiger war. Sicher man spielt das Game dann nicht zu ende. Das wiederum ist mir unwichtig.


    Aber es ist so, ich wollte dem Game nach langer Zeit des Wartens eine Chance geben. Habe mit einem alten Save neu angefangen. Und der Grenzübertritt hat gereicht. Es lief genau so ab wie vorher, egal was man da für eine Entscheidung getroffen hatte. Und die Bilder waren wieder im Kopf. Für mich die Frage: Warum muss ich mir das "Geführe" des Spieleherstellers noch einmal antun? Und deshalb habe ich erneut aufgehört. Das Spiel ist noch auf der Platte, eigentlich warum?

  • Es gibt keine echte Wahlmöglichkeit, die zu etwas Positiven führt.


    Jackie war nur gewählt, weil es noch in meiner Erinnerung wieder frisch da ist.

    (...)

    Aber es ist so, ich wollte dem Game nach langer Zeit des Wartens eine Chance geben. (..)Und der Grenzübertritt hat gereicht. (...) Für mich die Frage: Warum muss ich mir das "Geführe" des Spieleherstellers noch einmal antun? Und deshalb habe ich erneut aufgehört.

    Du suchst etwas in dem Spiel, das es dort nicht gibt. Der Fokus im Aufzeigen dieser Negativ-Spirale rund um Geld, Gewalt und Tod - war und ist meiner Meinung nach das, was CD Projekt RED im Sinne einer Dystopie die Cyberpunk nun mal ist, in DIESER ausweglosen Form aufzeigen wollte.


    Wenn dir die - für dich fehlenden Inhalte und für dich fehlenden positiven Entscheidungsmöglichkeiten fehlen - dann ist diese meiner Meinung nach bewusst-so-gewollt-aufgezeigte-Dystopie-Cyberpunk-2077 eben nichts für dich.


    Mein Verständnis (und damit Zweck des Spieles) dazu habe ich auch nochmal im Thema "Euer Plädoyer für Cyberpunk 2077" im Thread News&Allgemeines beschrieben.


    LG Cyprez

  • @Cyprez, Dein Thema war: »Gewissenskonflikt als Stilmittel«. Ich habe Dir dazu meine Sichtweise geschrieben und etwas mehr. Es gibt in dem Game keine Wahlmöglichkeiten als Stilmittel. Das ist der Kern meiner Aussage. Und somit aus der Sicht des Konflikt gibt es keinen. Egal was man macht, es kommt immer das gleiche Ergebnis heraus. Es ist somit ein simples Konstrukt in der Spielführung. Z. B. erst wenn man ein bestimmtes Ding getan hat, wird die Spielewelt außer einem kleinen Teil der Stadtbezirke freigeschaltet. Oder bist Du da wie in einem Open-World-Game frei herausgekommen? Ich habe es versucht ... geht nicht.


    Zu Deinem anderen Thema: Muss nichts negatives, schlechtes erleben, damit ich positiv denken kann. Denke zuerst positiv und kann so das negative erkennen. Das aber nur nebenbei.

  • @Cyprez, Dein Thema war: »Gewissenskonflikt als Stilmittel«. (...) Es gibt in dem Game keine Wahlmöglichkeiten als Stilmittel. Das ist der Kern meiner Aussage. Und somit aus der Sicht des Konflikt gibt es keinen.

    Der Gewissenskonflikt der durch das aufgezeigte Verhalten der Menschen in diesem Spiel entsteht, war mein Thema - dieses Verhalten das Stilmittel im Sinne des Gewissenskonfliktes ist - und beim ZUSCHAUEN entsteht!

    Ich habe mit keiner Silbe von einem Gewissenskonflikt der in diesem Spiel durch vorhandene Entscheidungen/Wahlmöglichkeiten ausgelöst wird gesprochen (im Gegensatz zu bspw The Witcher 3, wo es diese Entscheidungsmöglichkeiten wohl gibt).


    Ich sehe das Spiel, wie auch schon erwähnt, eher als Parabel, Gleichnis oder Zeichnung im Sinne einer Negativ-Spirale (aus Geld, Gewalt und Tod).

    Da dadurch das keine gegenteiligen Entscheidungen möglich sind die diese Negativ-Spirale aufbrechen, das von den Produzenten meiner Meinung nach auch so gewollt war.

    Dies den Unterhaltungswert und das was man daraus mitnehmen kann darstellt, oder auch nicht (wenn einem das nicht interessiert).


    erst wenn man ein bestimmtes Ding getan hat, wird die Spielewelt außer einem kleinen Teil der Stadtbezirke freigeschaltet. Oder bist Du da wie in einem Open-World-Game frei herausgekommen? Ich habe es versucht ... geht nicht.

    Das war in The Witcher 3 (das für seine Entscheidungsmöglichkeiten so beliebt ist) genauso. Dort hat man z. B. am Anfang auch erst in Weissgarten gespielt, das nur einen Bruchteil des ersten Spielabschnittes von Night City ausmachte, sowie noch weitere Spielgegenden dort nach und nach, je weiter man mit der Hauptstory weiterkam freigeschaltet wurden. Praktisch das Selbe Prinzip zu Cyberpunk 2077.