[jede Fraktion] Geschichten rund um die Feiertage

  • Hier ist Platz für Geschichten rund um Feiertage. Weihnachten, Neujahr, Geburtstage, so wie jeden anderen Feiertag auch. Was hat sich verändert. Welche Traditionen blieben vorhanden. Lasst euch nicht von den Ideen anderer abbringen Eure Vorstellung um zu setzen. Der fliegende C.Cola-Mann ist genau so eine Option wie der vergessene 23.12. ^^


    Mit meiner Geschichte möchte ich besonders Cyneva danken, die dieses Jahr unser Christkind gewesen ist.


    [Nomad]


    Alvin erwachte an diesem Morgen spät. Er streckte sich und drehte sich auf die andere Seite. Heute war der Tag, den bereits Generationen seiner Familie als wichtigsten Tag des Jahres bezeichnet hatten. Er freute sich diesen Tag mit seiner Familie und den engsten Freunden zu verbringen.

    Alvin setzte sich heiser auflachend auf. Mit dem nächsten Familienkreis und familienlosen entfernteren Verwandten würde er diesen Tag verbringen. Hier im Gebiet Valkenvania war jeder irgendwie mit jedem verwandt. Grundsätzlich herrschte dieser Umstand in jeder größeren Nomad Familie. Nur selten betraten neue die Gruppe ohne die Absicht ein hübsches Mädchen oder einen jungen Mann heiraten zu wollen.

    Alvin wusch sich das Gesicht mit dem Wasser der Schale in seinem Zimmer. Er fragte sich, ob mittlerweile jeder Nomad mit jedem Anderen verwandt sein mochte.

    In bester Kleidung verließ er, eine gute Stunde später, das Haus um auf seiner Hollywoodschaukel zu warten, bis das Essen fertig war. Was auch immer Hollywood war, sie verstanden etwas von Sitzgelegenheiten.

    Er sah in der Ferne eine bekannte Gestalt. * Wenn das nicht unser Indianer ist. * Alvin winkte: „Hetal!“ Glücklich sah er den jungen Mann näher kommen.

    „Ich grüße dich, Alvin.“ *Auch wenn du nie verstehen wirst, das ich Inder und kein Indianer bin, so bist du schon beinah ein Freund. *

    * Ach, er ist so ein höflicher Wilder. * „Hetal, schön dich grade heute zu sehen. Ich vermute du hast noch immer keine kleine Freundin?“

    Innerlich seufzte Hetal. Er würde es nicht noch genauer erklären als er es bereits tat. „Ja.“

    „Du bist so ein lieber. Du solltest eine Freundin haben.

    Meine Urenkelin, sie ist ein nettes Mädchen. Am besten lernt ihr euch heute kennen. Du hast noch gut zwei Stunden ihr Geschenk zu besorgen.“ Bevor Hetal wusste was er darauf antworten sollte, stand Alvin auf. „Ich muss dann los dein Geschenk einpacken. Ich weiß genau was so ein feiner Indianer wie du bekommt.“

    „Danke für die Einladung.“ sprach Hetal. Er wollte diese freundliche Geste nicht von sich stoßen. * Zwei Stunden um etwas zu schnitzen. Nur was könnte seine Urenkelin mögen? *

    „Wenn alle da sind, erzähle ich dir was wir heute feiern.“

    „Das ist wirklich interessant, Danke. Wie alt ist die Urenkelin?“

    „Noch nicht ganz volljährig"

    „Das bedeutet wir haben noch lange Zeit uns kennen zu lernen.“

    „Achja, die Stadtgesetze.“

    „Auch medizinisch ist es besser. Auch wenn es bei ihr körperlich möglich sein sollte, es ist immer besser zu warten bis der Körper ausgewachsen ist.“

    „Du bist der Medizinmann. Ich weiß nur wann die Mädchen für mich interessant wurden.“

    * In ein paar Jahren wird sie jemand anderes haben, den sie mag. * Hetal ging ein Stück Holz suchen. Ein minderjähriges Mädchen, dass nichts über seinem Glauben wusste, würde sich vermutlich am Ehesten über Ganesha freuen.


    Alvin betrat die Küche. „Sehr gut, sie sind noch da.“ murmelnd griff er zu den Federn.

    „Die entsorgen wir später.“

    „Ich wollte sie unserem Indianerfreund schenken.“

    „Du lädst einen Fremden ein?“

    „Er mag Penny.“

    „Ich soll einen Indianer heiraten?“

    „Ja, aber erst wenn du ausgewachsen bist.“

    * Gut, bis dahin hat mein Freund Zeit nett genug zu Mutter zu sein, dass sie mit dir redet. *

    „Soll sie unverheiratet Kinder bekommen?“

    „Wenn der Medizinmann sagt, dass ihr das schadet, wohnt meine kleine Penny länger bei uns.“

    „Als würde sie nicht spätestens in zwei drei Jahren einen Jungen verführen.“

    „Du hast mit neunzehn geheiratet und hinterher das Laken schrubben müssen. Warum also die Sorge?“

    „Großvater!“

    „Ist doch wahr. Deine Schwester hat jünger geheiratet und erst acht Jahre später das Laken geschrubbt.“ * Was für ein kluger Mann, dieser Medizinmann. * verstand Alvin was der Indianer vorhin meinte.

    „Großvater!“ protestierte die Ältere.

    Alvin lachte. „Wir Männer wollen wohl früher mehr als küssen. Ist doch schön, dass dein Mann Rücksicht genommen hat.“

    „Großvater! Darüber redet man nicht!“ schimpften beide Enkelinnen.

    Der alte Mann schlürfte lachend aus der Küche. * Frauen sind wirklich anders. *


    Alle Hausbewohner und geladenen Gäste saßen um den Tisch, in dessen Mitte ein großer silberfarbener Tannenbaum aus Metall und Plastik stand. Er war mit Lametta, Engelshaar, Kugeln aus Glas und Metall, Figuren als Glas, Metall und Plastik, einer Lichterkette und elektrischen Kerzen geschmückt. Formen und Farben waren in keinster Weise aufeinander abgestimmt.

    Alwin erhob sich. „Unser Indianer kennt Weihnachten nicht. Also nicht meckern wenn ich heute eine etwas ausführlichere Rede halte.“

    * Hoffentlich bleibt das Essen warm.* hoffte seine Tochter.

    „Weihnachten gab es bereits bevor es Computer und Plastik gab. Sie mussten lebende Bäume abschlagen um dieses Fest anständig feiern zu können.

    Der Hellische Komet erschien bei der Geburt des Christengels. Deswegen leuchtet der Engel oben auf der Spitze. Die ärmliche Familie, die das Kind geboren hatte, sah das Gepäck, dass die drei Geschäftsmänner, damals noch Könige genannt, vergessen hatten. Sie hatten es sehr eilig weiter zu kommen. Einer war mürrisch, einer mit Goldschmuck überhangen und der dritte ein Kettenraucher. Der schöne Baumschmuck soll unsere schlechte Laune vertreiben, auch wenn wir kein Gold haben, glänzen unsere Kugeln wie kostbarer Schmuck und die Kerzen, die früher ganze Wälder in Brand steckten, die sind bei uns elektronisch.“ Alvin lachte: „Am wichtigsten Feiertag möchte niemand etwas verbranntes. Besonders das essen.“

    Auch die Familie lachte.

    Hetal hörte zu. Er hoffte diese Erzählung würde später noch Sinn ergeben.

    Alwin hatte sich beruhigt und fuhr fort. „Wo war ich, achja. Der Kettenraucher. Auch wenn heute jeder Rauchen im Haus akzeptieren muss. Ihr kennt mich. Bitte raucht nicht. Seit gute gesetzestreue Bewohner unserer Stadt.“ Alvin sah zum Baum. Etwas hatte er vergessen. „Das der Baum an das Massensterben von Bäumen erinnert habe ich erzählt.“

    „Ja.“ bestätigte Eldora.

    „Gut, Gut. Was fehlt denn noch?“

    „Du hast noch nicht von den Heldentaten des Christengels erzählt und davon, dass die Familie reich wurde und toll fand ärmer am Geburtstag ihres Kindes zu beschenken.“

    „Nicht die Familie. Der Onkel Nikolaus beschenkte Ärmere. Er war ein professioneller Schachspieler. Kaum zu glauben, das damals jemand damit sein Geld verdienen konnte. Das war denen ihr Netz, musst du wissen. Noch vor den Talkshows und so. Das kann sich kaum noch einer vorstellen. Schach war eines der größten Unterhaltungsmedien. Gleich nach den Kämpfen in einer Arena. Auf Leben und Tot. Das konnte sich aber nicht jeder leisten. Meistens saßen in den Rängen nur die Corpomitglieder der jeweiligen Arena. Corpos hießen damals Reiche, später Großfirmen. Großfirmen hatten aus heute unbekannten Gründen ihre Landmachtposition abgegeben.

    Das müssen auf jeden Fall sehr schwere Kämpfe gewesen sein, wenn kaum eine Aufzeichnung über blieb. Bekannt sind Namen wie Volker Stahl und Lauren Stones. Sie kämpfen Schlachten wie Maries Anweisungen, und, und. Ich müsste nachschlagen.

    Nun zu den Heldentaten des Christkindes. Das Christkind befreite von Straßengangs gefangene Arbeiter. Sie hießen, hießen, ah ja. Sklaventeiber. Die Schmuggler hießen Sklavenhändler.

    Das Christkind konnte in anderer Herzen sehen. Schlechte Menschen wurden von ihrem Freund Most mit einer Rute verprügelt bis sie sich benahmen. Väterchen nannten ihn die braven Menschen.

    Das Christkind wurde von den damaligen kleineren Corpochefs gefürchtet und verfolgt. Ihr Gönner Jehova. Der Boss der größten aller Corpos gab ihr Mittel und Schutz.

    Väterchen Most, Jehovas Sohn, der hob seine Christengel zur Begrüßung immer über den Kopf. Weil er so groß aussah, entstand das Gerücht Engel könnten fliegen. So auch die Sage, dass der Christengel und seine Kinder uns aus dem Himmel mit wachendem Auge vor allem bösen schützen.

    Der Christengel entwickelte Medizin, die alles heilen konnte und verstand es Nahrung einzuteilen um Städte mit kaum etwas zu ernähren bis der Anbau gelungen war.

    En tierliebes Mädchen, dass genau wusste wovon sich welches Tier ernähren kann.

    Schade nur, dass der Christengel sich entschloss die Verantwortung für die Verbrechen der Gang, die Jünger Jesu, zu übernehmen.

    Ich bin sicher, dass ihr jemand die Schuld unterschob, und sie ihrer Familie nicht mit einem großen Prozess schaden wollte. Damals waren die Beweisermittlungen noch nicht so einfach wie heute.“ Alvin setzte sich: „Wenn du mehr wissen möchtest, frage meine kleine Penny.“ Er drückte einen großen Knopf. Der Tisch wackelte während eine Konstruktion eine Eisenbahn nach oben fuhr. Auf jedem Wagon befand sich etwas Anderes zu essen. Der Truthahn war bereits geschnitten. Das Essen dampfte.

    * Sehr gut, das Essen ist noch warm. *

    Die Eisenbahn begann sich auf den Schienen zu bewegen. Sie fuhr im Oval um den großen Tisch. Grade langsam genug um zu ermöglichen, dass sich jeder etwas nehmen konnte.

    Hetal war erleichtert, dass er nicht in die Situation geraten war, das Fleisch abzulehnen, und möglicherweise jemanden zu beleidigen. Viele fühlten sich zurückgestoßen oder abgelehnt wenn Gastfreundschaft zurückgestoßen wurde.


    Das Essen war vorüber. Ein Vorhang wurde bei Seite gezogen, um vom Kaminzimmer aus, durch die aufgeschlagene Wand, den Baum betrachten zu können.

    Es gab genügend weiche Sessel und Sofa deren auffällig, groß bemusterter Stoff an mehreren Stellen geflickt war.

    „Haben wir das Liedjahr, das Gedichtjahr, oder das Geschichtenjahr?“ erkundigte sich Alvin vom Kamin mit den frisch gewaschenen Socken aus.

    „Dieses Jahr sagt unsere Jüngste ein Gedicht auf.“ sprach eine junge Mutter mit sanft lachenden Augen.

    „Sie ist keine drei.“

    „Sie hat so sehr geübt das bekannteste Weihnachstgedicht aufsagen zu können.“

    „Du darfst uns nächstes Jahr eine Geschichte vorlesen.“ sprach die älteste der Frauen mit einem Blick, dem Alvin kein „Nein.“ entgegnen konnte. „Ist gut, ist gut.“ Heute ist das Fest der Kinder und der Familie. Anstrengung soll belohnt werden.“ Alvin lächelte Hatty an.

    Das Mädchen lächelte zaghaft zurück.

    „Erfreue uns alle. Keine Fehler, versprochen?“

    Hattie tappelte zum Kamin. Sie freute sich über die warme Hand ihres Uhrgroßonkels auf dem Kopf. Ihr kopf glühte. Es war als würde Alvin sie loben bevor sie Erfolg gehabt hatte. Hattie atmete tief ein, lange aus und ein. Sie sprach die Worte: „Zicke-Zacke Hühnerkacke.“ fehlerfrei.

    In Alwins Augen bildeten sich Tränen. Das aufblickende Kind wurde unsicher.

    „Du hast mich sehr stolz gemacht, Kleines.“

    Hattie sprang vor Freude auf der Stelle und wurde mittels einer Umarmung beruhigt.

    „Heute reden wir über die Vergangenheit. Morgen denken wir an das was ist und übermorgen planen wir das Nächte Jahr.“ erklärte Alwin Hetal den weitern Ablauf. „Um Mitternacht übergeben wir unsere Geschenke. Jeder erhält eins. Ehefrauen und die, die welche werden sollen bekommen auch mal zwei." Alwin lächelte Hetals Augen fixierend in Pennys Richtung blickend.

    „Ich habe es in der Tasche.“

    „Du bist wirklich zuverlässig.“ Alvin ging um den Jüngsten zu zu hören und mit den Ältesten über all das zu reden, was die Jüngeren nicht mehr nachvollziehen konnten.


    Mitternacht.

    Alvin begann. Er gab Hetal ein Paket.

    Hetal packte es aus. Er hob die aneinander gebundenen Federn hoch.

    „Freust du dich nicht?“

    „Ich bin verwirrt.“

    „Alle Indianer tragen Federn. Das weiß jeder. Du bist ein feiner Bursche. Du hast so viel erreicht. Du hilfst jedem und die Leuite hier mögen dich. Wenn sie dir niemand deines Stammes überreicht, musst du sie von uns bekommen.“

    „Danke, das ist sehr nett.“

    „Nur?“ erkannte Alwin an der Stimmlage seines Freundes.

    „Mein Stamm mag Tiere zu sehr um ihnen ihre Federn zu nehmen.“

    Alwin legte Hetal die Hand auf die Schulter. „Der Truthahn wäre so oder so gestorben. Sei offen zu mir“

    Hetal nickte verlegen.

    Alvin schwellte seine Brust. „Du hattest so ein Glück. Truthahn hatten wir seit Zehn Jahren nicht. Letztes Jahr gab es nicht einmal Fleisch.“

    „Ich bin glücklich wie wichtig ich Ihnen bin.“

    "So, nun bist du dran. Gib Penny dein Geschenk für sie."

    Hetal brachte Penny ihr Geschenk. Sie lächelte ihn glücklich an und innerlich kopfschüttelnd zu ihrem Großonkel.

    Alvin fühlte sich in seiner Einschätzung bestätigt. * So ein schönes Paar. * freute er sich.

    Penny brachte Su-Ann und Su-Ann Betty ihr Geschenk. So ging es weiter bis jeder ein Geschenk hielt. Nun würden die besonderen Geschenke ausgetauscht werden. Alwin ging zu seiner Frau. „Für dich.“

    Maggorie öffnete das kleine Päckchen. Sie holte kleine silberne Ohrringe mit je einem kleinen roten glitzernden Stein hervor. „Alwin, wo hast du die her?“

    „Ich hatte vergessen, dass ich sie habe und beim Durchsehen meiner Erinnerungen gefunden.“

    „Sie sind wunderschön.“


    Während jeder mit jedem und jede Gruppe miteinander redete ging Penny zu Hetal um ihn abseits zu ziehen. Unsicher folgte er ihr.

    „Großonkel meint das nicht böse.“ begann sie. „Sei mir nicht böse, wenn ich nicht deine Frau sein möchte.“ Hetal wolle ihr bereits antworten als das Mädchen fort fuhr. „Ich finde das alles interessant. Nur glauben könnte ich nie an Götter die ihren Kindern andere Köpfe geben, und Wiedergeburt macht mir Angst. Was wenn die Coropangestellten als hohe Kaste gelten und brav sein mich in so eine Familie bringt? Was wenn ich das falsch verstehe und wir die hohe Kaste sind und nicht brav sein mich in die Corpo bringt?“

    Hetal lächelte das Mädchen an. Er wischte ihre Tränen bei Seite. „Ich bin ein Priester der nie heiraten wird. Dein Großonkel versteht das nicht.“

    „Ich kann in ein paar Jahren sagen, dass du mir mehr ein Onkel bist. Das versteht er eher als jede Erklärung.“

    „Möchtest du mehr über die Götter erfahren?“

    „Ich weiß was ich wissen möchte.“

    „Wenn sich deine Meinung ändert, erzähle ich dir gerne die Geschichten.“

    „Geschichten?“

    „Was sie erlebt haben. Warum der Mond nicht immer voll vom Himmel scheint.“

    „Das klingt interessant und passt zu dem was ich Großonkel sagen werde.“

    „Bitte wenn ich nicht dabei bin.“

    Penny kicherte. „Ja. Jeder sieht wenn du nicht ehrlich bist.“

    „Gehen wir zurück?“

    „Besser ist das. Sonst heiraten wir in vier Tagen.“

  • Nikolai - Energekon


    [Corpo]


    Der Apparatschik begleitete die Kraftwerksleitung zu seinem Skycar. Seine Koffer wurden von einem Wächter getragen.

    Nikolai sendete ein:"Dann wünsche ich Ihnen einen schönen Jahreswechsel in Moskau. Grüßen Sie die Genossen herzlich von unserer Zweigstelle."

    Viktor antwortete:"Werde ich machen, Nikolai. Ich habe viele lange nicht gesehen, das wird eine schöne Feier. Wir feiern im Leningradskaya Hotel, das hat Tradition, wie du weisst. Du hast die Verantwortung, während ich weg bin. Das heisst, du sendest mir Berichte und ich gebe dir Anweisungen. Du darfst dafür das interne Netz kurz verlassen. Und sollten sie deine Befehle nicht ausführen: Die Genossen Wachleute haben Schießbefehl."

    Nikolai gab ein Zeichen, das er verstanden hatte. * oder ich werde Tolja bescheid sagen...das ist für manche schlimmer als erschossen zu werden * Der Wachmann verstaute Viktors Koffer im Skycar.

    "Also dann, wir sehen uns im neuen Jahr." Viktor stieg ein, das Skycar schloss sich mit einem leisen Zischen. Die Thruster wurden aktiviert. Nikolai verband sich mit dem Sicherheitssystem und öffnete das Schutzschild im angewählten Flugsektor kurz für das Skycar. Er vergaß ebenfalls nicht die Turrents zu deaktivieren. Das Skycar hob ab und entschwand.


    Ein Skycar verlässt Energecon






    Nikolai fröstelte leicht und machte sich auf den Weg zurück ins Administratrionsgebäude. Vor dem Gebäude nahm er Tolja wahr, der rauchte. Wieso ist er ihm vorher nicht aufgefallen? Nikolai spürte wieder dieses Kribbeln am ganzen Körper. "N`Abend. Na? Ist der Obersack weg?" Tolja klopfte die Glut ab, die in den weißen Schnee fiel. "Du weisst ja, wir stoßen um Mitternacht an, egal ob Dienst oder nicht. Haben wir schon die letzten Jahre gemacht und der Chef hatte nix gegen. Kannst gerne dazu kommen." Tolja näherte sich Nikolai und berührte ihn an der Schuler."Reaktor Block 4 hat die beste Silvesterparty." In dem Moment kam jemand aus dem Administrationsgebäude."Erzähl keinen Scheiß, das ist Reaktor Block 2." Tolja schaute auf."Reaktor Block 2 hat so beschissene Partys, da schaltet sich sogar euer Reaktor ab.." "Ach halts Maul."

    Nikolai erinnerte sich. Letztes Jahr gab es die Meldung über einen zu großen Leistungsanstieg. Nikolai hatte mit Mühe die Steuerung übernommen und den Reaktor abgeschaltet. Den Strom leitete er um, sodass es nur einen Stromausfall in weniger wichtigen Vierteln gab.


    Zu Nikolai gewandt sprach er:"Also komm vorbei, geht meistens so mit Schichtwechsel los." Nikolai lächelte leicht und nickte.

    Ob er wirklich vorbei käme? Da war er sich nicht sicher. Die meisten mieden ihn, also hielt er sich von den anderen fern und Tolja würde sicherlich mit den anderen feiern...sodass Nikolai ohnehin außen vor wäre und nur da sitzen würde. Nein....er mußte Tolja von den anderen weg locken....er wollte mit ihm alleine sein und er hatte auch schon einen Plan wie.

    Es waren noch zwei Tage Zeit...Nikolai ging in das Büro der Kraftwerksleitung. Während er ging, loggte er sich wieder ins Netz ein und schaute nach Läden, die guten Ikra verkauften. Es flammten mehrere Werbungen um ihn herum auf. Er hatte ja die Erlaubnis das interne Netz zu verlassen. Er rüstete sich mit einer starken Firewall auf und nahm ein paar Angriffsprogramme mit.


    Plötzlich wurde er angesprochen. "Na Raspad? Machste auch Neujahrseinkauf?" Das war sein Kumpel von Harrisburg mit dem er öfter mal Daten und Versuchsergebnisse teilte. "Ja...hab ich vor....wo kriegt man denn qualitätiv guten Ikra? Ich kaufe sowas sonst ja nicht...."

    "Ach? Gibts da jemanden?"

    "Ähm...."

    "Viktor wirds nicht sein, der wollte doch nach Moskau."

    "Hm...vielleicht möchte ich einfach nur selbst mal Ikra essen und guten Vodka trinken."

    "Ach? Das wäre neu. Sag schon....."

    "Also da gibt es diesen Sibirier....er ist immer so nett zu mir..."

    "Aha...du magst ihn also. Gut, welchen Ikra mag er denn?"

    "Vom Lachs, aber auch vom Stör...das ist so dunkler. Und Kedrovitza"

    "Ah, also der richtig teure....komm mal mit...."

    Sein Freund flog mit ihm durchs Netz zu einen kleinen Laden, hier konnte Nikolai den passenden Ikra und Zedernvodka kaufen. "Die liefern das sogar noch heute, also wundere dich nicht, wenn eine Lieferdrohne rein will. Am besten du kaufst Laugenbröchten dazu...oder du machst einen Teig, der einen leichten Geschmack hat. So wie du deinen Freund beschreibst, wird er sich nicht mit gekauften Brötchen zufrieden geben....ihr habt da ja eine Kantine, also werden die hoffentlich mehr als eine Mikrowelle haben....obwohl....komm mal mit."

    Er zog ihn mit zu der virtuellen Werbung einer Bäckerei. Sie wurde von einer alten, russischen Frau betrieben. "Bestell am besten hier. Die müssten passig sein." Nikolai gab seine Bestellung auf.

    So, jetzt heißt es nur noch auf die Lieferdrohne warten.

    Nikolai setzte sich ins Chefbüro und hielt virtuell Ausschau. Er gab die Erlaubnis, das die Lieferdrohne rein durfte und öffnete das Fenster. Er nahm seine Waren entgegen und lagerte sie. Die Brötchen brauchten nur aus ihrer Packung genommen zu werden und waren sofort frisch aufgebacken.

    Nikolai arbeitete seine Aufgaben ab. Schütze das Kraftwerk, verglich Messdaten, machte Meldungen über Abweichungen bis der menschliche Teil in ihm einschlief.

    Den nächsten Tag verbrachte Nikolai mit seinen sonstigen Aufgaben. Sein Bewusstsein war größtenteils mit dem Intranet verbunden, ab und an glich er Daten mit Kraftwerken weltweit ab, plauderte ein wenig mit den dortigen Verantwortlichen und spazierte im Kraftwerk umher. Er ignorierte die Blicke und das Lachen der anderen. Seitdem sich rumgesprochen hatte, das Tolja auf ihn aufpasste, ließen sie den Apparatschik in Ruhe.

    Es war einsam ohne die Kraftwerksleitung. Nikolai ging zu seinem Bett und strich heute zum 5. mal über die ordentlich gefaltete Tagesdecke. Er nahm Viktors Bürste in die Hand und zupfte die hängengebliebenden Haare ab um sie zu entsorgen. Er legte die Bürste genau so hin wie sie lag.

    Er sendete einen Statusbericht an Viktor.

    Tolja war so völlig anders als Viktor. Unbeherrscht, sehr dominant....er hatte etwas unkontrolliertes an sich, was Viktor nicht hatte. Viktor war beherrscht, konnte sich als Direktor natürlich durchsetzen, aber dennoch anders als Tolja.

    Nikolai lächelte leicht. Er saß auf Viktors Bett und behielt die Uhr im Auge. Jetzt war grade Schichtwechsel im Reaktorblock 4. Nikola schaltete sich auf die Kameras und sah zu wie die Schicht wechselte, glich Namen und Daten ab und es kribbelte als er Tolja sah. Tolja sah direkt in die Kamera und ihre Blicke trafen sich.


    Schnell logte er sich aus, obwohl es unsinnig ist. Tolja würde weder ihn sehen noch ihn bemerken können. Der Apparatschik ließ sich rücklings aufs Bett fallen. Streifte virtuell durch das Kraftwerk und dachte einen kurzen Moment zu dieser Feier zu gehen...aber er wusste, es würde nur die Stimmung verderben. Sie würden ruhig werden und tuscheln.

    Bald wäre es Zeit für die Neujahrsansprache und pünktlich schaltete sich Viktor zu Nikolai. Wie immer die Haare perfekt frisiert, der Anzug tadellos. "Bist du auf allen Kanälen des Kraftwerks?" "Ja...ich bin bereit. Ist es schön in Moskau?" "Moskau muß dich nicht interessieren. Öffne die Kanäle, ich möchte meine Neujahrsrede halten."

    Nikolai sendete die ersten akkustischen Signale der Internationale, sodass die Belegschaft wusste, es kommt eine Durchsage. Viktors Gesicht erschien auf allen Bildschirmen.

    "Geehrte Genossen, geehrte Arbeiter. Zum Jahreswechsel möchte ich ein paar Worte an Sie richten. Wie Sie sicher wissen, haben wir unseren Plan in diesem Jahre um 15, 36% überschritten und dieses verdanken wir nicht zuletzt den Errungenschaften unserer vorbildlichen Zusammenarbeit. Wir konnten wieder einmal dem Kapitalismus beweisen, das unser System das bessere und effizientere ist."


    Er schaute aus der Ferne wieder zu Reaktorblock 4 und sie hatten Spaß, während sie dennoch ihre Arbeit machten. Auch in den anderen Reaktorblöcken schien alles normal, zumindest für den Neujahrsabend. Sollte er wirklich Tolja fragen, ob er zu ihm kommt? Sein Blick fiel auf seinen Korb mit den Sachen.

    Nikolai wollte nicht, das die anderen dabei sind. Gegen 23:30 ging er mit seinem schwebenden Drohnenkorb zu Reaktorblock 4. Der Fahrstuhl reagierte sofort, indem er die Tür öffnete. Nikolai befehl dem System ihn nach ganz oben zu bringen. Im obersten Geschoss angekommen ging er zur Dachklappe. Seine Hand striff kurz über die Sicherung. Die Klappe sprang auf. Kühle Nachtluft zog herein.

    Nikolais Anzeige machte ihn auf den Temperaturunterschied aufmerksam und meldete die Bestandteile der reinströmenden Luft. Keine Auffälligkeiten.


    Nikolai kletterte hinaus und ließ die Drohne sinken. Er legte eine Termodecke auf den Boden und stellte die eingepackten Brötchen, die Kaviarcreme, die Gurken und den Vodka sowie die Gläser neben sich. Der Himmel von Night City war erleuchtet von den ganzen Werbeprojektionen. Von fern hörte er das Rauschen der Autos, die Werbedurchsagen und ab und an mal Schüsse. Ob Moskau auch so pulsierend und laut war? Er las einen Megacorponamen, aber konnte nicht assoziieren was sie verkauften. Er bekam alles was er brauchte von der Kraftwerksleitung. Er könnte zwar ins Netz gehen und schauen, aber wozu? Wenn er im Netz war wurde er auch ständig mit aufflackernder Werbung konfrontiert. Tolja sagte oft, dass der Kapitalismus sich selbst vernichtete. Die Megacorps sparten gerne um die Reichen noch reicher zu machen, das bedeutete Menschen verloren ihre Jobs, sie hatten kein Geld zum Ausgeben, wodurch sie die Produkte der Corpos nicht kaufen konnten, das beudete kein Gewinn und somit wüden wieder Menschen entlassen....und das war ein ewiger Kreislauf. Strom brauchten die Menschen immer, dachte Nikolai.

    Er gab der Drohne einen Befehl und sie wurde zu einem kleinen Tisch. Nikolai richtete das Essen an und legte eine bunte, blickende Lichterkette auf den Tisch. Er schloss sie an sich an und sie fing an zu blinken.

    Nun musste er nur noch Tolja herbekommen. Sein Blick schweifte zum Kühlturm.Er holte sich den Plan des Kraftwerks vor sein inneres Auge und ließ diverse mögliche Fehlerstellen aufleuchten.

    Hier in der Nähe war ein Schaltventil...es war elektronisch verbunden und man könnte leicht eine Fehlermeldung einbauen. Nikolai übernahm das Ventil und rief eine Fehlermeldung hervor. Er wusste, das Tolja alles übernahm um kein Protokoll schreiben zu müssen.

    Nun hieß es warten. Wieder wendete Nikolai seinen Blick auf die Stadt. Er genoss die Lichter. Die Werbung wurde für das Feuerwerk abgeschaltet, nur um sie dann mit Feuerwerk in den Himmel zu malen. Warum konnte man nicht etwas schönes machen? Geld war das Blut des Kapitals...Nikolai berechnete, wie lange Tolya nach oben brauchte. Er drehte sich zur Treppe und wartete.

    Tolja stampfte aus dem Fahrstuhl. Nikolai erschrak sich, da es eigentlich verboten war, bei technischen Störungen in einem Segment den Fahrstuhl zu benutzen. Tolja fragte ob das eine originelle Einladung sein sollte. Nikolai schoss Blut ins Gesicht. Glücklicherweise war ein Großteil durch seine Implantaten bedeckt. Sein mechanisches Herz leistete grade Höchstleistung und er spürte, wie sich ein Beruhigungsmittel injizierte.

    Nikolai zeigte auf den Tisch und sah einen freudigen Ausdruck auf Tolyas Gesicht. Seine Augen hatten etwas warmes, nicht so eiskalt wie sonst. Freudig setzte sich Tolya an den Tisch, Nikolai neben ihn. Tolya nahm die Decke, auf der beide saßen und legte die Decke um sie. Sie aßen gemeinsam und tranken Krimsekt. Nikolai spürte Toljas Körperwärme.

    Die Lichter der Stadt wurden weniger, der Countdown wurde in den Himmel geblendet und man hörte das Zählen bis hier her. Nikolai kuschelte sich enger an Tolya. Um Mitternacht waren sie sich sehr nah.

    Eine Rakete bildete die Form eines Sterns. Es war Nikolais schönstes Silvester bisher.

    I am putting myself to the fullest possible use, which is all I think that any conscious entity can ever hope to do.

    (HAL9000 :hal9000: )



    Everyone needs a bucket 🪣 <3

  • Tolja-Energekon


    [Corpo]


    Tolja ging zur Arbeit. Heute war Sylvester. Der tschechische Schönling fuhr grade ab. Nikolai sah noch einsamer aus als sonst. Tolja ging zu dem stets introvertierten Ukrainer. Nikolai wirkte leicht feminin. Dadurch wirkte der, der mehr aus mechanischen Teilen als aus Fleisch bestand, beschützenswert. Nach ein paar bedeutungslosen Worten sprach Tolja Nikolai eine Einladung auf die Warte von Reaktorblock vier aus.


    Der Idiot von Reaktorblock zwei musste sich einmischen. Tolja grinste innerlich als im sofort der Blackout in Santa Domingo einfiel. Sofort konterte er.


    Nikolai schien es zu gefallen wie dieser Störenfried bloß gestellt wurde.


    Bevor sich auch die Wege von Tolja und dem Haufen Unfähigkeit trennten mahnte der Ältere: „Nicht wieder etwas kaputt machen.“ grinste mit schmalen Lippen und ging ohne irgendetwas zu beachten.



    Tolja lehnte an einer der vier Konsolen. Im Gegensatz zu denen der anderen Reaktorblöcke waren die Hebel und Schalter manuell zu bedienen Tolja hatte, damals während diese Corpo gebaut wurde, einen der Techniker überzeugen können, dass die defekten Displays nicht nachbestellt wurden, sondern nach den alten Plänen einen Ersatz zu bauen.


    Tolja erinnerte sich an den Moment in dem er über das kalte Metall der funktionsfähigen Konsole gestrichen hatte.


    Die übrigen Reaktorblöcke enthielten Mittlerweile jeder eine andere Technik. Die neueste Technologie enthielt der Fehleranfälligste, oder der mit den unfähigsten Mitarbeitern, je nachdem ob jemand die Protokolle lesen oder Tolja fragen würde, Reaktorblock zwei.


    In ihm standen High Tech Liegestühle an denen sich die Anschlussstellen befanden um das System zu bedienen.


    In Reaktorblock eins waren noch die Systeme vom Bau funktionsfähig. Die damals aktuellen Touch-Screen Systeme reagierten seltsamer Weise noch immer auf jede leichteste Berührung.


    Reaktorblock drei Wurde mit den Projektionssensoren gesteuert. Tolja fand diese Systeme sehr interessant. Die Anzeigen und Steuerungselemente wurden als senkrechte Lichtwand erzeugt. LED-Lasertechnik und Sensoren ermöglichen die Bedienung der digitalen Touch-Systeme.


    Reaktorblock fünf war nach einem Brand mit Reaktorblock sieben ersetzt worden. In ihm gab es die Zwischenentwicklungsstufe von der Technologie aus Reaktorblock eins und drei. In eine Glassäule mit Sensoren wurde das benötigte Bedienfeld projiziert und konnte ähnlich dem Touchsystem bedient werden. Diese Säulen brauchten, eher durften nicht berührt werden. Ab einem Abstand von drei Millimetern wurde der Befehl angenommen. Bei manchen Menschen genügten bereits fünf. Leichte Erschütterungen konnten Teile oder das gesamte Konstrukt zerstören. Eine Reparatur war meistens nicht möglich. Die Gase in der Doppelwand führten bei Glasbruch fast immer zum Tod aller Mitarbeiter im Raum.


    Reaktorblock sechs war ein Sammelsurium von Provisorien. Die defekten Touch-Systeme waren mit damals noch erhältlichen Tastaturen, Anschlüsse für die heutigen Implantate, oder Eigenkonstruktionen ergänzt.


    Ein völlig unterforderter junger Hilfsarbeiter, den seine Familie nicht hatte studieren lassen damit er Geld verdienen kann, nahm Toljas Scherz, dass bei dem Sammelsurium noch ein Lochkartensystem fehlte, zu ernst genommen. Weil drei studierte Mitarbeiter günstiger waren als die Erneuerung von Block sechs, blieb dieses System vorhanden.



    Bald war Mitternacht. Reaktorblock vier hatte bereits drei Flaschen Wein, und zwei Flaschen Vodka geleert. Tolja war überzeugt zu wenig von den Getränken abbekommen zu haben. Er war absolut nüchtern.


    Tolja drehte sich genervt zum Bildschirm. Musste dieser tschechische Schönling dieses alte Lied voller Bedeutung für die Ankündigung einer seiner Selbstüberzuckerung nutzen?


    Als die Rede begann brummte Tollja missmutig. Er war sicher, Viktor würde wie fast immer irgendetwas Dummes sagen, und dafür auch noch, von irgendeinem Vorstandsmitglied, Lob erhalten.


    "Geehrte Genossen, geehrte Arbeiter.“


    * Ach, sind die Arbeiter heutzutage keine Genossen mehr? * spottete er. Besonders die Arbeiter waren Genossen!


    „Zum Jahreswechsel möchte ich ein paar Worte an Sie richten.“


    * Du möchtest dich nur reden hören, oder hast eine Anweisung erhalten. * Was genau, dass war Tolja egal. Er hoffte diese Ansprache würde kurz werden.


    „Wie Sie sicher wissen, haben wir unseren Plan in diesem Jahre um 15, 36% überschritten“


    * Übertreibst du nicht etwas? Außerdem, mehr Strom produzieren als VERKAUFT wurde, war dumm. Energieverschwendung. *


    „und dieses verdanken wir nicht zuletzt den Errungenschaften unserer vorbildlichen Zusammenarbeit.“


    * Unserer. * Tolja war nach lachen. Wer arbeitete? Er bestimmt nicht. Nikolai arbeitete. Selbst die Idioten, mit denen er zurecht kommen musste, arbeiteten. Tolja war überzeugt mit >Arbeit< würde Viktor etwas völlig Neues, Unbekanntes kennen lernen.


    „Wir konnten wieder einmal dem Kapitalismus beweisen,“


    Tolja prustete. Er dachte an die vielen Verträge mit den anderen Corpos. Verträge, die darauf ausgelegt waren, dass Energekon Gewinn erzielte. So, wie es die Marktwirtschaft vor sah.


    „das unser System das bessere und effizientere ist."


    * Unser System. Unser System Am Arsch. Jeder erhält Gehalt und gibt es für Produkte der anderen Corpos aus. * Bevor Tolja darüber gedanklich in Rage geriet, regte er sich über ein fehlendes Schlusswort auf.


    Tolja öffnete die Sprachkanäle, die für die Notwendigkeit einer Durchsage nach einem Zwischenfall bestimmt waren und richtete seinerseits Worte an die Belegschaft: „Unsere Corpo wird immer von jeder Corpo, von jedem Stadtbewohner benötigt werden. Solange wir gute Arbeit leisten hat eine mögliche Konkurrenz, auch ohne gewaltsamen Eingriff, keine Möglichkeit sich durchzusetzen.


    Sobald es einen Konkurrenten gibt, bedeutet das Einsparungen die bei euren Gehältern beginnen.


    Daher,“ Tolja ließ eine kurze Pause. „Arbeitet hart, und macht keine Fehler. Ein ereignisloses neues Jahr an euch alle.“ endete er


    Den ukrainischen Krim-Sekt haben sie sich für Mitternacht aufgehoben.


    Tolja sah auf die Uhr. Noch eine viertel Stunde. Sollte er Nikolai erinnern, dass Silvester nicht alleine gefeiert wird? Toljas Blick striff zum Kontaktterminal in Form eines Telefones. Tolja schloss die Augen schüttelte den Kopf und sah erneut zum Kontaktterminal. Ein Telefon? Vorsichtig näherte sich Tolja dem grünen Gerät mit Hörer und Drehscheibe. Ich bin wohl doch betrunken. Tolja versuchte sich zu erinnern an welcher Stelle die Taste zum Kontaktaufbau sitzen musste als auf der Anzeigetafel ein Licht rot wurde. Toll ein Fehler. Das Darf bloß zu keinem Ausfall führen. Die Schnarchnasen aus Block zwei würden vor Schadenfreude ersticken. Tolja las die Nummer. Er bräuchte nicht nachschlagen. Einer der jüngeren Mitarbeiter las bereits vor dass das eine Ventil sich nicht steuern lies. „Ich weiß, ich weiß doch.“ Tolja wendete sich dem Ausgang zu: „Ich weiß sogar wie das Problem zu beheben ist.“


    „Aber die Vorschriften“ Toljas Kopf drehte sich zu dem Mann. Dieser schwieg. Die automatische Tür öffnete dem Berechtigten. „Kleine Probleme selber beheben können um Effektivität zu erreichen ist was?“


    „Im Sinne der Corpo?“


    „Nun als Aussage.“


    „Im Sinne der Corpo, Mr. Chefingenieur.“


    Tolja ging. Er war sicher niemand war so blöde ein Protokoll zu verfassen. Sicher genug um nicht die drei Schritte zurück zu gehen um eine Anweisung zu geben. Sie waren zwar blöd, doch nicht dumm.



    Auch wenn bei Fehlermeldungen der Fahrstuhl nicht verwendet werden dürfte, aktivierte Tolja den Ruf und stieg ein. *Wegen eines angerosteten Ventils die Treppe steigen. Das hätten diese Bürokraten gerne. Selber am besten mit dem Schreibtischstuhl umher geschoben werden und uns die Arbeit erschweren wann und wo sie konnten.


    Tolja erinnerte sich nicht an die Stufenzahl. Sie war ihm auch eigentlich scheiß egal. Es kalt und er hatte seine Jacke vergessen. Der Fahrstuhl hielt. Tolja stieg aus. Jemand, den er in der Dunkelheit nicht ausmachen konnte starrte gebannt auf die Treppe. Wenn du das Arschloch aus Reaktorblock zwei bist, und ich herausfinde, dass du das Ventil blockiert hast, dann lernst du fliegen. Tolja schlich näher: Zumindest fällst du so lange, dass du denkst du würdest fliegen. Tolja erkannte Nikola. Er wusste, dass Nikolai auf alle Systeme Zugriff hatte. „War das eine originelle Einladung oder ist die Fehlermeldung zufällig?“


    Nikolai fuhr herum. Der Schreck in seinem Gesicht schwand einem Lächeln.


    „So, du hattest Angst ich sage eine Verabredung mit dir ab?“


    Nikolai brachte ein: „Nein.“ hervor.


    Tolja näherte sich: „Weil ich eigentlich arbeiten muss?“


    Nikolai nickte.


    Mitternacht näherte sich.


    „Die Fehlermeldung ist weg.“


    „Hast du etwas anderes erwartet?“


    „Einen Alarm.“


    Ein älterer Mitarbeiter lachte.


    „Was?“


    „Tolja ist hier für fast alles autorisiert.“


    „Konnte ich das wissen?“


    „Ja. Du müsstest wissen wen du bei welchem Problem ansprichst.“


    „Ich melde die Probleme immer Tolja. Er ist hier verantwortlich.“


    Eine junge Frau verdrehte die Augen. „Wartet mit der Diskussion bis ich gehen darf. Stoßen wir einfach an.“


    „Ohne den Chefingenieur?“


    „Er wird das Feuerwerk auf dem Dach ansehen. Würde ich auch.“ Toljas Vertretung öffnete den Sekt.


    Tolja saß nun neben Nikolai. Vor ihnen stand ein Tischchen mit zwei Gläsern mit Toljas Lieblingsvodka, einem Teller voller Brötchen mit Ikra und einem Käsezopf, eine Schale voller Gurken, eine Flasche Krim-Sekt und zwei Gläsern.


    Nikolai öffnete den Sekt. Er schenkte zwei Gläser voll. Eines reichte er Tolja.


    Mitternacht. Die Arbeiter auf der Warte stießen nach einem lauten Count Down laut jubelnd an.


    Mitternacht. Nikolai und Tolja stießen an.


    Das Feuerwerk begann. Die Stadt erleuchtete in einem anderen Licht.


    Wir sollten die Lichter auf einer anderen Versorgung laufen lassen und um Mitternacht ausstellen. dachte Tolja über den hellen Hintergrund aus Stadtlichtern. Er fröstelte.


    Nikolai näherte sich unsicher. Die beiden berührten sich in dem Moment als eine Rakete ihre Form bildete.





  • Auch ein Chefingenieur hat mal Geburtstag.

    Herzlichen Glückwunsch, Tolja. <3


    Aus den Schichten der anderen Reaktorblöcke war eine Notbesetzung für Schichten des Reaktorblockes vier abgezogen worden. Sie würden den heutigen Tag und die erste Schicht des Folgetages abdecken.


    Tolja sah auf den großen Tisch der auf der Wiese inmitten der Wohnhäuser stand. „Spätestens wenn du keine Familie mehr hast, ersetzten dir die Kollegen die Familie.“ murmelte er Worte, die er vor sehr langer Zeit von einem Vorgesetzten gehört hatte. Damals als Antwort auf die Frage eines anderen an diesen, warum er mit seinen Männern immer so streng sei. „Du möchtest noch weniger als bei jedem anderen, dass auch nur einer von ihnen stirbt.“


    Tolja öffnete eine Flasche Vodka und schenkte sich einen ein. Statt von dem guten Geschmack abgelenkt zu werden, brachte er ihm eine andere Erinnerung.


    Er saß im Schein der Glühbirne am Esstisch. Er schenkte sich Vodka ein und trank. Die Worte, die ihn über den Tod seines Sohnes informiert hatten, hallten wie damals in seinem Kopf.


    „Sie können doch nicht ohne uns anfangen zu trinken!“ erklang eine junge Stimme hinter ihm.


    Statt sich umzudrehen starrte Tolja auf die Tischdecke. *Das selbe Muster.* erkannte er den Grund für die Erinnerung. „Wenn ihr so spät kommt.“ erwiderte er der Frau.



    „Alles Gute, Großväterchen Chefingenieur.“

    „Jetzt wirst du frech.“ Tolja sah in das lachende Gesicht, welches sich vor seines schob.

    „Nur Frauen und Großväter verschweigen ihr Alter.“

    „Ach?“

    „Ja.“ bestätigte ein Reaktorfahrer.

    „Warum Frauen?“

    „Wir wollen unser Alter nicht wahr haben und hoffen für jünger gehalten zu werden.“

    „Und warum Großväter?“

    „Ihnen ist es nicht wichtig wie alt sie sind.“

    „Irrtum. Wir hören auf die Winter zu zählen.“


    Bevor ein weiteres Wort gesprochen werden konnte lenkte die kleine Gruppe ein großer Kuchen ab.

    *Der sieht aus wie von Großtante.* staunte Tolja wie gut die kleine Ingenieurin seiner Beschreibung gefolgt war. *Dabei war damals nicht bekannt, dass ich meinen Geburtstag feiern werde. Warum feiere ich ihn überhaupt?* Tolja wurde bewußt, wie interessiert die jungen Mädchen an seinen Erzählungen von früher waren. Er dachte angestrengt nach und war sicher, dass einige der Männer auch regelmäßig zuhörten wenn er von der Zeit sprach, bevor die gute alte CCCP von den Politikern zerstört wurde und nicht genügend dagegen an gingen um das Schlimmste zu verhindern.

    Als Lügen in die Herzen seiner Landsleute zogen. „Ich hoffe so er schmeckt auch wie damals.“

    Ein älterer Kollege sah zu ihm. *Wenn er nicht schreit, wirkt er richtig sympatisch.*


    Tolja beäugte die Kleidung die von seinen Kollegen getragen wurde. Mit wenigen Ausnahmen trugen sie das was Tolja als Alltagskleidung bezeichnen würde. Nur eine Frau trug eine Tracht.


    Auch wenn die normale Freizeitkleidung keine Kleidung war, die auf einer Feier getragen werden sollte, so mochte er die teils kunstvoll arrangierten Aufdrucke wie „CCCP rules“ oder „Schlimmer als blind sein, ist nicht sehen zu wollen“ und der Spruch, den selbst jeder Kapitalist kannte: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“

    Jeder brachte seinen Beitrag zum Essen mit. Pelmeni, Hering unter dem Pelzmantel, Blini, süße Pelmeni, Knödel mit Früchten, Thüringer Klöße, Semmelknödel, Dampfnudeln, Kasha, Cheboreki, Laddu, Antipasti, Mondkuchen, mit Taro gefüllte frittierte Klebreiskuchen mit Sesam, Melonpans, Lachsaufschnitt, gebackener Knurrhahn, vier verschiedene Brote, Milchbrötchen, Laugenbrötchen und weitere Spezialitäten standen auf dem Tisch.

    „Das runde Rote, was ist das?“ fragte ein Mann kurz vor der Rente.

    Tolja fiel fast die Gabel aus der Hand. „Ikra.“ presste er noch immer entsetzt, dass ein Russe keinen Ikra kannte hervor.

    „Die Schale muss ein Vermögen gekostet haben.“

    „Dank dem Lager, nichts.“

    *Das Lager soll Ikra führen?* wunderte sich Viktor einen Moment bevor er den Zusammenhang zog. Das Kind einer Fischersfamilie war oft beim Fluss. Neugierig kostete er. *Perfekt abgestimmt!* „Sehr gut.“

    „Sie müssen es wissen, Direktor.“ antwortete Tolja lachend.


    Nachdem jeder gut gegessen hatte war es Zeit für Musik und Tanz. Tolja wurde durch die zögernde Jugend etwas unsicher. Konnte hier wirklich niemand ein Instrument spielen?


    Nikolai nutzte Aufnahmen und die nahen Lautsprecher um der Aufforderung seines Beschützers: „Fangt an zu spielen.“ nachzukommen.

    Wenigstens tanzen konnten die meisten.

    Tolja staunte, dass der Kuchen am späten Nachmittag noch unangerührt auf dem Tisch stand.

    Direkt nach ihm nahm fast jeder ein Stück Kuchen. Von diesem oder einem der anderen. Obstkuchen, Topfkuchen, Käsekuchen, gefüllte Apfeltarte, Gezuckerte Kondensmilch Kuchen und kleine kunstvolle Gebäcke standen hinter dem großen Kunstwerk.

    Nach dem Kosten sah Tolja zu der zweiunddreißigjährigen Frau von der dieser Kuchen stammte. Er richtete einen warmen, freundlichen Blick auf die voller Erwartung zu ihm starrende Georgierin. „Wenn ich etwas jünger wäre, würde ich dich deinem Freund ausspannen.“

    Die Frau fand vor Verlegenheit keine Worte.

    Tolja lächelte glücklich. Es war ein gutes Gefühl das andere Geschlecht nicht ungerührt zu lassen.


    Später am Abend, der Nüchternheitsgrad neigte sich dem Ende, trat Tojas junger Vertreter unsicher zu ihm. „Ein kleines Geschenk von uns allen.“

    „Danke.“ brummte Tolja und nahm das kleine Päckchen an. An der Form der Verpackung war zu erahnen, dass es sich um einen Braindance handeln müsste. *Was das wohl ist? -Wir bauen ein Atomkraftwerk?-* Er öffnete die Packung. - Steampunk 2077von MCKonzeptGrün-


    „Damit vertreiben wir Jüngeren uns die Freizeit.“ sprach der Bursche drei Schritte weiter weg.

    „Es ist das beste Spiel, das bisher entwickelt wurde.“

    „Vielleicht verstehe ich nach dem Spielen besser was in euren Köpfen vor geht.“ Toljas Grinsen wuchs zu einem Lachen.

    „Es gibt tausende Möglichkeiten den Charakter zu individualisieren.“

    „Ich liebe die scheinbar unendlich vielen Aufgaben.“

    „Sie können sogar einen Piraten spielen!“

    Tolja hörte den Schwärmereien zu und meint zu verstehen, dass dieses Spiel sehr viele Möglichkeiten bot. Ein wenig freute er sich auf seine nächste Freizeit. Doch bis dahin galt es seine Leute unter den Tisch zu saufen.


    Tolja saß nach seiner nächsten Schicht in seiner Wohnung. Er betrachtete seine Sammelstücke aus Prypjat und weiteren Städten die während Unglücken oder Kriegen von Strahlung verseucht worden waren. Auch sein ältestes Stück war mittlerweile für die anderen gesundheitsschädlich. Tolja erinnerte sich, trotz seines damaligen jungen Alters, noch genau an den Tag, an dem er es erhalten hatte. Sein Onkel war mit ihm verreist um den größten Mann der damaligen Zeit reden zu hören. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof war diese Statue im Schaufenster eines Geschäftes gestanden. „Onkel, sieh nur. Das sind doch die beiden!“ rief er mehr, als das er fragte.


    „Möglich.“

    „Sicher.“

    „Was macht dich so sicher? Der Junge ist doch viel kleiner.“

    „Häuser können auch nicht auf Hühnerbeinen laufen. Der, der jedem Mut zu sprach fand immer tröstende Worte.“

    „Wenn du das so siehst,“ Toljas Onkel sah auf den Preis bevor er weiter sprach: „Dann kaufe ich sie dir.“

    „Warum?“

    "Weil wir nicht für immer da sind um dich zu trösten.“

    „Warum nicht?“

    „Das verstehst du wenn du älter bist.“

    Klein Tolja nickte. Die Erinnerung endete und der alte Tolja schob den Braindance in seinen Slot.



    Das Spiel begann:

    Tolja konnte wählen ob er einen Piraten, einen Händler oder einen Luftschiffkapitän spielen wollte.

    Tolja entschied sich für den Luftschiffkapitän der Bürgerwehr.

    Ein wenig freute er sich sogar ein Schiff zu führen. Es erinnerte ihn an seien Kindheit und seine Jahre auf dem Militärsschiff. Nun war er der, der alle herumscheuchen würde. Er würde ein Held werden, den jeder bewundert.



    Der Charakter nahm automatisch sein Aussehen an und berechnete dieses in einen zwanzigjährigen um. Er konnte die Haarlänge in zwanzig Stufen verändern, zwischen zehn Frisuren wählen, von denen nicht jede mit langen Haaren gut aus sah. Von dreißig Haarfarben waren nur drei natürlich. Graues Haar gab es nicht. Intimfrisuren konnte er ebenfalls wählen. Von Kahl, über Muster bis Handlangem Haar war alles in Zweitausendvier Möglichkeiten vertreten. Die Schamhaare wurden nicht der Kopfhaarfarbe angepasst. Dunkelbraun war neben sieben knalligen Farben noch am ehesten zu akzeptieren. Es wurden ihm Zwanzig Augenklappen und ein Verband geboten, acht Ketten. Hundert Ringe, bei denen meistens nur die Anzahl und der Finger wechselten. Weiter konnte er sich auch als Luftschiffkapitän bis zu dreißig von achtundsiebzig Bildern in den Körper stechen. Diese Option missfiel Tolja. Ebenso der Körperschmuck. Alleine zu sehen wie ein Ring durch seine Eichel gezogen dargestellt wurde weckte in Tolja eine Mischung aus Gänsehaut, Übelkeit und Abscheu. Die restlichen der neunundneunzig Varianten sah er sich nicht an.


    Es gab auch die Option von verlängerten Wimpern und Schminke. Je Gesichtspartie konnte zwischen zwanzig Formen und zweihundertfünfundsechzig Farben gewählt werden.

    Den Abschluss bildeten Messer-, Schuß-, Ätz-, Brandnarben von denen achthundert Varianten über den Körper geschoben werden konnten. Hier war es möglich wirklich jede anzuwählen.

    Sommersprossen, und Muttermale konnten entfernt, jedoch nicht hinzugefügt werden.


    Etwas enttäuscht sich selber spielen zu müssen hoffe er seinen Ich-Charakter wenigstens Ahab nennen zu können.

    Er hatte die Option zwischen:

    Original: Tolja

    französisch: Anatole.

    lateinisch: Anatolius.

    lettisch: Anatols.

    litauisch: Anatolijus.

    polnisch: Anatol, Anatoliusz.

    russisch: Анатолий (Anatolij/Anatoli)

    ukrainisch: Анатолій (Anatolij)

    weißrussisch: Анатоль (Anatol)

    *Gut, dann Анатолий.* entschied sich Tolja. So als hätte er falsch gewählt sprang die Markierung im Moment der Auswahl auf > Original: Tolja<.


    Da Tolja nur die Optionen angesehen und keine Veränderungen vorgenommen hatte, lud er das Spiel neu. Er begann dort wo er aufgehört hatte. Bei der Attribute Verteilung. Ein Löschen des Charakters war vor Beendigung des Durchlaufes nicht möglich. *So ein Scheiß!* schimpfte der Mann, der bereits überlegte ob er weiter spielen sollte.


    -Bitte.- erschien auf dem Bildschirm nachdem das Spiel rebootet worden war.

    Tolja lächelte. „Danke, Nikolai.“

    Erneut sprang die Markierung während der Auswahl auf >Original: Tolja< zurück.

    Grummelnd über diese Scheinoption begann er dennoch zu spielen.


    Die Grafik war gut, jedoch nicht so real wie in dem Simulations-Brain Dance aus Toljas letzter Fortbildung. Etwas irritiert sah er sich die Startsequenz an.

    Tolja begann das Spiel mit einer vom Spieleverlauf vorgegebenen Schiffsinspektion. Während dieser fand er in einer Spalte zwischen zwei Brettern einen sehr auffällig glänzenden Gegentand der ihm von dem Wegweiser wieder und wieder angezeigt wurde. Er hob ihn auf um weiter als fünf Schritte von diesem Punkt weg gehen zu können.


    Eine Mission wurde angekündigt. Piraten mussten davon abgehalten werden eine Stadt zu überfallen. Um diese Mission zu erfüllen musste Tolja fünf Besatzungsmitglieder aus dem Urlaub einsammeln.


    Die Reihenfolge wurde vom Spiel nicht vorgegeben. Toljas Laune hob sich. Sein drittes Ziel konnte er jedoch nicht erreichen. Er wurde ab überschreiten eines Punktes zu einer Art Boje zurück teleportiert. *Wenn mich wenigstens ein starker Wind zurück geblasen hätte.* Tolja sammelte etwas neugierig was es mit dem Letzten auf sich haben mochte die Übrigen ein. Nach Nummer vier wurde er zum Aufentshaltsort von Nummer fünf teleportiert. Leicht irritiert verließ Tolja das Luftschiff um den Dialog mit einer Antwortauswahl, die so wenig zu ihm passte, führen zu wollen.


    Noch bevor sein: „Smith. Es tut mir wirklich leid deinen Urlaub beenden zu müssen.“ zu Ende gesprochen war, wurde Tolja von Offizieren aufgegriffen. Der zu Beginn gefundene Gegenstand in seiner Tasche wies ihn als Verbrecher aus.



    Tolja folgte um vor Gericht seine Unschuld zu beweisen. Statt nach einer Nacht in einer Zelle vor einen Richter geführt zu werden, stellten ihn die NPC´s vor ein Erschießungskommando. Der Schuß erklang. Es wurde die Option -Beim letzten Kontrollpunkt neu beginnen?- eingeblendet. >Nein.< war zu verlocken. Tolja wählte >Ja.<. Immerhin wollte er sehen was seine Leute von der Warte beschäftigte. Etwas neugierig wurde er ob >Nein.< auch automatisch auf >Ja.< gesprungen wäre.


    Dieses Mal wählte er die Flucht.


    Einer Flucht mit rennen, Bürgerwehr-Soldaten töten und verstecken folgte eine lange Sequenz die aufwies wie er Piratenkapitän geworden war. Die Emotionsblockade des Spiels funktionierte an diesem Punkt einwandfrei. Trauer bishin zu Reue auf seine eigenen Leute zu schießen konnte Tolja in dem Moment nicht spüren.


    Wenn er nicht nur von einer Wolke in die nächste fliegen wollte um dort kleine Ausflugsgruppen zu überfallen musste er eine Mission annehmen in der er den Funkturm der Bürgerwehr, seiner eigentlich gewählten Gruppierung, zerstören musste.


    Während dieser Mission wurde er vom Spiel gezwungen eine sprechende Geisterratte zu retten. So sinnlos es auch war, ohne befreite Geisterratte blieb das Fenster zum Fluchtweg geschlossen.

    Auch wenn der Braindance Tolja vorgab mit der Ratte zu sympathisieren wuchs seine Wut auf dieses besserwisserische Tier. Er war gezwungen wieder und wieder Freunde und Feinde der Ratte aufzusuchen. Um mit der schönen Wirtstochter ausgehen zu können, musste der diesem nervenden Stinkevieh mit Holzpfote sogar nach dem Mund reden.

    Der einzige Lichtblick dieses Spieles und dann soetwas.

    Tolja überfiel Schiffe, nahm Frauen ihre Würde, verkaufte Frauen und kräftige Männer. Er metzelte die Bewohner von Städten nieder und suchte nach versteckten Schätzen. Die Bande Piraten standen stets nur dekorativ in der Gegend herum oder gaben sinnfreie bis dumme Kommentare.

    Wieder und wieder dieselben Missionen mit ähnlichen Städten und Schiffen die einander bis auf Farbe und Anzahl Decks identisch waren.

    Die Szenen mit alten Freunden oder „befreundeten“ Piraten boten gelegentlich etwas Abwechslung.

    Trotz der Option Aufträge anzunehmen, oder später auszuführen, nie abzulehnen, war die Linearität dieses Spieles mit ungeahnten Freiheiten leicht zu erkennen.


    Endlich war das Ende in Sicht. Tolja hatte die Wahl sich hinrichten zu lassen, seine früheren Vorgesetzten und jeden der ihrem Befehl folgte zu töten um die neue Regierung zu werden oder Pirat zu bleiben. Frustriert entschied sich Tolja Toljas Leben enden zu lassen. Wenigstens verhinderte dies eine Wiederbelebung der Geisterratte.

    *Was für ein Scheiß Spiel.*



    „Genosse Chefingenieur. Wie fanden Sie das Spiel?“

    „Es ist nicht meins.“

    „Was stört Sie?“

    „Wenn wir so arbeiten würden wie diese MCKonzeptGrün Leute, dann gäbe es unsere schöne Stadt nicht mehr.Ich meine, wie inkompetent muss man sein um so einen defekten, unvollständigen Braindance ein fertiges Spiel zu nennen?“

    „Ihr Braindance war defekt?“

    "Nein. Das Konzept ist das was nicht stimmt.

    Wenn ich soetwas erlauben würde, bekäme ich Vorwürfe, keine Abnehmer. Merkt keiner von euch wie wenig Möglichkeiten dieses Spiel wirklich bringt, oder wollt ihr alle Piraten sein? Und ihr seid nicht mal der Hauptcharakter gewesen sondern Erfüllungsgehilfe für eine Ratte.“

    „Stimmt schon.“ erklang es leise von einem anderen Pult: „Das Versprechen jede Fraktion spielen zu können wurde jedoch vor Verkaufsstart zurück genommen. Ich habe es nur nicht mitbekommen.“

    „Versprechen zurück nehmen. Das wird immer schlimmer.

    Warum gebt ihr dem Feind für Müll Geld?“

    „So habe ich das noch nicht betrachtet.“ merkte ein älterer Mann an. „Auch wenn ich das Spiel liebe, den Feind möchte ich nicht unterstützen.“


    *Besser vernünftig sein ohne zu verstehen, als denen weiter Eddis zu überweisen.* Tolja grinste ironisch. *Jemand sollte denen die Datenbank löschen. Aus Dank für so ein gutes, durchdachtes, realistisches Spiel mit perfekter Grafik.*

  • Nikolais Geburtstag



    Viktor wurde von seinem Terminkalender daran erinnert, dass sein wertvollstes Inventar, Nikolai, in zwei Tagen Geburtstag haben würde.


    Bei einem wichtigen Mitarbeiter mit dem er so nah zusammen arbeitete war es durchaus üblich ein Geschenk zu überreichen. Zu Hause hatte sein Vater stets etwas passendes besorgt, dass er Freunden, wichtigen Kontakten und bei denen es üblich war übergab. Viktor beschloss sich an diese Termine zwei Wochen früher ein weiteres Mal erinnern zu lassen.


    Zwei Tage und er hatte keine Idee was er Nikolai schenken könnte.


    Viktor sah auf um zu sehen wie lange es noch bis zu seinem Termin mit dieser aufdringlichen Reporterin war. Sie fand regelmäßig Gründe mit ihm ein Interview zu führen. Es war kurz vor Elf. Das bedeutete er hatte noch genügend Zeit. Die Edelsteine auf dem Zifferblatt wurden unauffällig beleuchtet. Auf dem silbernem Hintergrund wirkten sie viel besser als auf der goldenen Uhr seines Vaters. Wann immer die Zeiger zwischen graden und ungeraden Ziffern wechselten kippten, drehten oder traten die bunten Edelsteine hervor. Welcher Zeiger welche Bewegung auslöste änderte sich je Wochentag und Datum.


    Viktor erinnerte sich daran als Nikolai vor diesen schlichten Melodieuhren stehen geblieben war, während sie durch Prags Geschäftsstraße gegangen waren. Er rief die Seite des Geschäftes auf um zu sehen wie viel diese Uhren aus dem Ausland kosteten. Er wählte die, die ihn am wenigsten stören würde und bestellte.



    Nikolai sah sich im bunt geschmückten Zimmer um. Von sich selbst überzeugt lächelte Viktor. Aufgrund ihrer ersten Begegnung war er sicher gewesen Nikolai würde diese kindliche Dekoration gefallen.


    Auch Tolja war hier um Nikolai etwas zu schenken.


    Der Technomancer bestaunte den Kuchen und die kleinen Kerzen. Am liebsten hätte er diese bunten ovalen Dinger berührt. Er fragte sich was das war. Seine Recherche ergab zu viele Möglichkeiten um sie zum erfolgreichen Abschluss zu bringen.


    Tolja schob ihm das Päckchen vor. Nikolais Herz schlug bei dem ihm entgegengebrachtem Lächeln schnell und kräftig. Er zog das Papier bei Seite und strahlte Tolja an. „Seit wann gibt es einen roten leuchtenden Kuschelstern?“


    „Zerbrich dir darüber nicht deinen Kopf.“ Tolja hob das Kissen vom Tisch und drückte es gegen Nikolais Brust.


    Sofort schloss Nikolai seinen Stern in die Arme. Er begann direkt danach das Geschenk des Direktors zu öffnen. Er sah zu Victor, zurück zum Geschenkt und erneut auf. „So etwas teures schenken Sie mir?“ unsicher fügte er hinzu: „Darf ich das wirklich annehmen?“


    *Als hätte der nicht genug.* behielt Tolja für sich. Er wollte keinen Streit mit einem kleinen Jungen beginnen, wenn jemand den er mochte Geburtstag feierte.


    „Du vergisst wie teuer du warst.“


    „Danke, Herr Direktor. Ich freue mich.“ Nikolai sah auf die Uhr zurück. „Ich freue mich wirklich sehr.“


    „Zeig mal was das gute Stück kann.“ Innerlich grinste Tolja. Er war sicher gewesen nur Tschechen und Frauen würden solche Uhren mögen.


    Viktor wies auf einen Haken an der Wand. Tolja nahm die Uhr, einen Stuhl und hängte das bunte, glitzernde Ding auf.


    Viktor schluckte. Dieser Sibirier war doch tatsächlich mit Schuhen auf den Stuhl gestiegen! Er schüttelte ungesehen den Kopf.


    Nikolai wartete gebannt auf die volle Stunde die in zweiundvierzig Minuten eintreffen würde. Tolja verdrehte die Augen und betätigte die Demonstrationstaste. Die Uhr begann ihr Spektakel: